München, 27. Nov (Reuters) - Der schwer angeschlagene Münchner Agrarkonzern BayWa <BYWGnx.DE> hat eine durchwachsene Zwischenbilanz seiner Sanierung gezogen. "Restrukturierungen sind immer eine Achterbahnfahrt", sagte der für den Umbau verantwortliche Vorstand Michael Baur am Donnerstag in München. Bis 2028 sollen alle Beteiligungen außerhalb des Kerngeschäfts verkauft sein, die Bankverbindlichkeiten von 5,4 Milliarden Euro sollen damit auf 1,3 Milliarden gedrückt werden. Während die operative Sanierung nach den Aussagen des Vorstands besser läuft als geplant, tun sich bei den Verkäufen Hürden auf. Der Abbau der Beteiligung an der größten Tochter, dem Wind- und Solarprojekt-Entwickler BayWa r.e., war zuletzt ebenso geplatzt wie der Verkauf des Rotterdamer Getreidehändlers Cefetra.
Der niederländische Unternehmer Peter Goedvolk habe den Kaufpreis für Cefetra nicht aufbringen können, sagte Baur. "Wir haben aber eine neue Investorengruppe, die großes Interesse hat." Wenn diesmal alles glattläuft, könnten die Verträge noch in diesem Jahr unterzeichnet werden. "Aber wir sind vorsichtig geworden." Mit dem Verkauf von Cefetra könnten die Schulden um weitere 600 Millionen Euro sinken, 700 Millionen hat Baur bereits aus der Bilanz eliminiert. Als Nächstes steht 2026 der Verkauf des neuseeländischen Apfelanbauers Turners & Growers (T&G Global) an. Noch vorher soll der Obst- und Gemüsehandel in Neuseeland separat abgestoßen werden, der auf die Margen drückt.
Am meisten Kopfzerbrechen macht dem Vorstand die BayWa r.e., die unter der Abkehr der US-Regierung von erneuerbaren Energien leidet. Die Tochter, an der der schweizerische Investor EIP 49 Prozent hält, durchläuft eine eigene Restrukturierung. Zurzeit wird dort gerechnet, ob Projekte in den USA abgeschrieben werden müssen, Anfang 2026 soll Klarheit herrschen. Die BayWa könnte davon in Mitleidenschaft gezogen werden, weil sie der Tochter Gesellschafterdarlehen in Milliardenhöhe gegeben hat.
Mit den Verkäufen und der damit verbundenen Entschuldung soll aus einem weltumspannenden 24-Milliarden-Euro-Konzern 2028 ein Unternehmen werden, das im Agrar- und Baustoffhandel zehn Milliarden Euro umsetzt und mit 8000 Mitarbeitern 400 Millionen Euro operatives Ergebnis (Ebitda) erwirtschaftet. In den ersten neun Monaten lag die operative Umsatzrendite bei 2,3 Prozent, bei einem Umsatzrückgang um 22 Prozent. Zu Jahresbeginn hatte die Schieflage zeitweise zu Lieferschwierigkeiten geführt.
400 Millionen Euro sollen operativ eingespart werden, 250 Millionen davon im Kerngeschäft. Mit 116 Millionen Euro Einsparungen liege man zurzeit über dem Zielwert für 2025, sagte der neue Vorstandschef Frank Hiller. "Da sind wir mit dem Fortgang sehr zufrieden." 1000 Mitarbeiter seien bereits gegangen, 1300 sollen es werden, wie Baur sagte.
Bei der BayWa hatte sich im Sommer 2024 ein 1,2 Milliarden Euro schweres Finanzloch aufgetan, Alix-Partners-Berater Baur war zur Rettung in den Vorstand gekommen. Er sprach von "einem der komplexesten Restrukturierungsfälle" in Deutschland. Banken und die Eigentümer aus dem Genossenschaftssektor gaben zusammen 1,2 Milliarden Euro, um die BayWa zu stabilisieren.
Vorstandschef Hiller ging mit seinen Vorgängern hart ins Gericht, ohne Namen zu nennen. Sie hätten keinen guten Job gemacht, sagte er. Tochterfirmen seien schlecht gemanagt und integriert worden. "Da ging es dem Management mehr um sich selbst als um die Firma", sagte Hiller. Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt wegen derzeit "unrichtiger Darstellung" in der Bilanz 2023 gegen die vier damals amtierenden Vorstände.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)