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27.11.2025 /17:23:40
Österreich will Strom-Entlastung aus Rücklagen und Beteiligungen stemmen

Wien, 27. Nov (Reuters) - Die österreichische Regierung treibt ihre Pläne für eine weitere Entlastung der Stromkunden um 500 Millionen Euro voran. Das Wirtschaftsministerium arbeite daran, die Mittel aus Rücklagen und Beteiligungserträgen des Bundes bereitzustellen, teilte das Ministerium am Donnerstag mit. Die Gespräche dazu liefen, konkrete Vorschläge würden in den nächsten Tagen präsentiert. Kanzler Christian Stocker (ÖVP) hatte am Mittwoch angekündigt, die Energiekosten für Haushalte und Unternehmen weiter senken zu wollen, ohne das Budget zu belasten. "Wir haben eine Beteiligungsstruktur im Bund mit verschiedenen Unternehmungen, wo wir die Möglichkeit haben, dass wir insgesamt dieses Volumen bereitstellen können", sagte Stocker.

Wie die Mittel genau aufgebracht werden sollen, blieb zunächst offen. Im Fokus könnte dabei der Energiekonzern Verbund stehen, an dem der Bund 51 Prozent hält. Denkbar wäre etwa die Ausschüttung einer Sonderdividende. Eine solche hatte der Konzern bereits für die Geschäftsjahre 2022 und 2023 nach einer positiven Geschäftsentwicklung infolge der stark gestiegenen Großhandelspreise für Strom nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges gezahlt. Eine Gewinnausschüttung würde nicht nur dem Bund, sondern allen Aktionären, darunter etwa dem Energiekonzern EVN und den Wiener Stadtwerken, zugutekommen.

Zudem verfügt der Verbund laut Geschäftsbericht 2024 über Eigenkapitalreserven von über elf Milliarden Euro. Der Großteil davon stammt aus einer Kapitalerhöhung von 2010. Laut einem Bericht der Tageszeitung "Der Standard" wäre daher auch eine Kapitalherabsetzung zur Mittelbeschaffung denkbar. Diese müsste jedoch von der Hauptversammlung beschlossen werden.

Eine Verbund-Sprecherin wollte sich auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters zu dem Vorhaben der Regierung nicht äußern. Auch die staatliche Beteiligungsholding Öbag, die neben dem Verbund auch Anteile an Konzernen wie der OMV oder der Telekom Austria verwaltet, wollte die Pläne nicht kommentieren.

GEWINNABSCHÖPFUNG BELASTET VERBUND

Die Pläne treffen den Verbund in einer Zeit sinkender Gewinne. Vorstandschef Michael Strugl hatte bereits im März einen Gewinnrückgang für das laufende Geschäftsjahr angekündigt und dies unter anderem mit der von der Regierung verlängerten Gewinnabschöpfung für Energiekonzerne begründet. Die Koalition aus ÖVP, SPÖ und Neos hatte sich im März auf eine verschärfte Übergewinnsteuer für Energiekonzerne geeinigt, die dem Budget jährlich rund 200 Millionen Euro bringen soll.

Für 2025 erwartet der Konzern einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zwischen rund 2,75 und 2,9 Milliarden Euro nach 3,5 Milliarden Euro im Jahr davor. Für 2024 wurden 2,80 Euro je Aktie ausgeschüttet, nach 3,40 Euro plus einer Sonderdividende von 0,75 Euro für 2023.

Darüber hinaus hat der Verbund derzeit auch mit dem Ausfall eines Pumpspeicherkraftwerks in Salzburg zu kämpfen. Anfang November legte ein technischer Defekt zwei Anlagen lahm. Der Verbund kündigte einen monatelangen Ausfall an.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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