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28.11.2025 /13:07:37
VORSCHAU-Weihnachtsrally ungewiss - Ukraine und Zinsen im Fokus

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Zinssenkung der Fed laut Experten bald eingepreist



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Russland: Beraten nächste Woche Vorschläge der USA und Ukraine



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US-Einkaufsmanagerindizes im Mittelpunkt
 
- von Sanne Schimanski
Frankfurt, 28. Nov (Reuters) - Die neue Börsenwoche
dürfte zeigen, ob die Gewinne der vergangenen Tage als Vorboten
einer Jahresendrally angesehen werden können. "Auf Thanksgiving
folgt heute der Black Friday und damit der Start in das
Weihnachtsgeschäft, und ein starker Start in das
Weihnachtsgeschäft könnte den Börsen einen zusätzlichen Push
geben", sagt Thomas Altmann, Portfoliomanager beim
Vermögensverwalter QC Partners. In der alten Woche hievten
Spekulationen auf eine Zinssenkung in den USA und die Hoffnung
auf ein Friedensabkommen für die Ukraine den deutschen Leitindex
um gut zwei Prozent über das Vorwochenniveau. Mit 23.764 Punkten
nahm er am Freitagnachmittag zudem erneut die psychologisch
wichtige 24.000-Punkte-Marke ins Visier. Die Experten der LBBW
zeigen sich jedoch vorsichtig: "Ob auf die zwar freundliche,
aber umsatzarme Handelswoche eine Jahresendrally folgt, ist
fraglich." Der Rückenwind dürfte demnach wieder abflauen, sobald
eine Zinssenkung der US-Notenbank Fed bei ihrer Entscheidung am
10. Dezember in den Aktienpreisen enthalten ist.

Die Anleger rätseln zudem nach wie vor über die weiteren Entwicklungen im Ukraine-Krieg. Russland hat den Erhalt eines von den USA und der Ukraine ausgearbeiteten Rahmenwerks zur Beendigung des Krieges bestätigt und will den Entwurf in der kommenden Woche erörtern. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Donnerstag erklärt, der in Genf von den USA und der Ukraine diskutierte Entwurf könne die Grundlage für künftige Vereinbarungen werden. Zugleich seien die Friedenshoffnungen "zwar ein positiver Faktor, doch das Schwergewicht Rheinmetall <RHMG.DE> gerät in diesem Kontext unter Druck", geben die LBBW-Analysten zu bedenken.

WARTEN AUF US-FRÜHINDIKATOREN

Bei den Konjunkturdaten stehen wichtige Frühindikatoren für die USA an: Am Montag warten Anleger auf den Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie im November, zur Wochenmitte folgt das Barometer für den Dienstleistungssektor. Zudem veröffentlicht die Universität Michigan ihren Index für die Konsumentenstimmung im Dezember. "Während das Verbrauchervertrauen eher schwach ausfallen dürfte, ist vor allem eine weiterhin gute Aktivität der US-Dienstleistungsindustrie wichtig", sagt Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck. "Tatsache ist, dass die US-Wirtschaft weiter gesund wächst - und dass bereits heute der immer schneller wachsende KI-Bereich sie dabei zunehmend unterstützt."

Anleger blicken zudem auf die Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und die Euro-Zone, die ebenfalls am Montag und Mittwoch veröffentlicht werden. Am Donnerstag stehen Zahlen zum europäischen Einzelhandel im Oktober auf der Agenda. Zum Wochenausklang folgen revidierte Arbeitsmarkt- und Wachstumszahlen für den Euroraum im dritten Quartal, US-Erzeugerpreise für September sowie Daten zur deutschen Industrie im Oktober. "Nach zuletzt eher enttäuschenden Daten dürften die Auftragseingänge wieder etwas stärker zugelegt haben", prognostiziert Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Hierfür spreche unter anderem, dass der Bundeshaushalt für 2025 mittlerweile verabschiedet ist und deshalb die staatliche Nachfrage anziehen dürfte.

EU-CHINA-HANDELSBEZIEHUNGEN IM BLICK

In den Fokus rückt zudem die Handelspolitik: Die Europäische Union will in der neuen Woche härter gegenüber China auftreten. Angetrieben wird die Entwicklung von einem Umdenken in Deutschland, der größten Volkswirtschaft der EU, die lange als Bremser härterer Maßnahmen galt - schließlich hat die deutsche Industrie über viele Jahre prächtig in China verdient. In einer neuen "Doktrin zur wirtschaftlichen Sicherheit", die am Mittwoch vorgestellt werden soll, will die EU-Kommission ihre Möglichkeiten überprüfen. Sie will entscheiden, ob weitere Schritte nötig sind, um auf geopolitische Herausforderungen zu reagieren.

Auf der Unternehmensseite ist der Terminkalender weitgehend leer. Die Investoren warten unter anderem auf die Bilanzen des Großhandelsspezialisten Metro <B4B.H> und des Kupferkonzerns Aurubis <NAFG.DE>. In den USA stehen die Geschäftszahlen des SAP <SAPG.DE>-Rivalen Salesforce sowie die Hauptversammlung des Softwareriesen Microsoft <MSFT.O> an.

(Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)



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