Frankfurt, 28. Nov (Reuters) - Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hat seine Forderung nach einer Vereinfachung der Bankenregulierung in Europa erneuert. Es gehe darum, unnötige Komplexität abzubauen, sagte Nagel am Freitag auf dem Bayerischen Bankentag in München laut Redetext. "Was wir damit jedoch nicht bezwecken wollen, ist eine Deregulierung, die mit höheren Finanzstabilitätsrisiken einhergehen würde." Die Aufsichtsregeln seien über die Jahre immer komplexer geworden. "Das ist ein Faktor, der die Produktivität der europäischen Banken beeinträchtigt", sagte er.
Die Vielzahl der Aufsichtsregeln führe dazu, dass Banken, Aufseher und andere Marktteilnehmer oft nur schwer erkennen könnten, welche Anforderung gerade gelte. "Denn hier kommt es auf zahlreiche Faktoren an, etwa die Kapitalstruktur der jeweiligen Bank oder die auferlegten Kapitalpuffer." Auch komme es bei den vielen Kapitalanforderungen unweigerlich zu Neben- und Wechselwirkungen. "Solche Effekte können den eigentlichen Zweck der aufsichtlichen Maßnahmen untergraben", warnte Nagel. Mehrere Fälle von Doppelanrechnungen bei Kapitalanforderungen seien dokumentiert.
Nagel schlägt unter anderem vor, mehrere Kapitalpuffer zu bündeln. "Hierbei sollten wir allerdings den Anwendungsbereich sowie die Zuständigkeiten der jeweiligen Puffer beachten." Auch könnten die Eigenmittelanforderungen für Kleinbanken vereinfacht werden. Die Beispiele zeigten, wie die Komplexität des europäischen Regulierungsrahmens spürbar verringert werden könne, ohne die Stabilität des Bankensektors aufs Spiel zu setzen. "Ich bin überzeugt, dass wir das Finanzsystem in Europa stärken können, wenn unnötige Komplexität abgebaut wird."
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat inzwischen eine Taskforce eingerichtet, um bei der Vereinfachung? der Bankenregulierung Tempo zu machen. Nagel ist Mitglied dieses Gremiums.
(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)