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Besonders strittig: Umgang mit Verkehrsknotenpunkten
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Kunden müssen sich womöglich auf ausgedünntes Angebot einstellen
| (neu: Statement im Verkehrsministerium, Teilnehmerangaben) |
| Berlin, 28. Nov (Reuters) - Eine vom |
| Bundesverkehrsministerium neu eingesetzte Arbeitsgruppe soll bis |
| März konkrete und sofort umsetzbare Maßnahmen ausarbeiten, um |
| die Deutsche Bahn zuverlässiger und pünktlicher zu |
| machen. Die Task Force tagte am Freitag in Berlin zum ersten |
| Mal, wie das Ministerium mitteilte. Ein Schwerpunkt soll die |
| schnellere Beseitigung von Störungen im überlasteten und maroden |
| Schienennetz sein. Es soll auch um die extrem hohe Auslastung an |
| Verkehrsknotenpunkten wie Berlin, München, Frankfurt oder |
| Stuttgart gehen. Einige Experten werben hier für ein geringeres |
| Angebot für Bahnkunden, das dann aber zuverlässiger sein soll. |
| Thema der Task Force wird auch die Kommunikation der Bahn und |
| der Umgang mit Baustellen. |
Das Gremium wird von Ulrich Lange, Parlamentarischer Staatssekretär im Verkehrsministerium, geleitet. 35 Mitglieder sind berufen worden, neben der Bahn auch Vertreter von Bund und Ländern, regionalen Verkehrsverbünden, Wettbewerbern der Deutschen Bahn, Branchenverbänden, Gewerkschaften und externe Experten.
"Es geht um ein gemeinsames Verständnis", sagte Lange nach der zweieinhalbstündigen Sitzung zu Journalisten. Das Schienennetz solle in den nächsten zehn Jahren mit hohen Investitionen saniert werden. Das bedeute aber auch viele Baustellen, die organisiert werden müssten. "Die Ergebnisse, die wir dort erzielen, wollen wir auch umsetzen. Sie sollen am Ende konsensual sein." Ein Streitpunkt dürfte der Umgang mit den Verkehrsknoten sein. Dort sei es besonders eng, was zu Konflikten führe. Diese müssten aufgelöst werden. Ob sich Bahnkunden auf ein geringeres Angebot einstellen müssen, wollte Lange noch nicht sagen. "Die Atmosphäre war ausgesprochen lösungsorientiert." Trotzdem gebe es unterschiedliche Positionen. "Wir wollen und müssen das Problem lösen."
| TEILNEHMER: NÜCHTERNER AUSTAUSCH "OHNE TRAUMTÄNZER" |
| Ein Teilnehmer sprach von einem nüchternen und |
| realistischen Austausch "ohne Traumtänzer". Beschlüsse seien |
| noch nicht gefasst worden, sie sollen in fünf Untergruppen |
| erarbeitet werden. Dort dürfte es dann Konflikte etwa zwischen |
| dem Personen- und Güterverkehr geben, die die Politik mit einem |
| Kompromiss auflösen müsse. Eine Ausdünnung des Angebots könne |
| zeitlich befristet für die nächsten Jahre ein Mittel der Wahl |
| sein, sagte der Teilnehmer der Nachrichtenagentur Reuters. Die |
| freiwerdenden Slots dürften dann aber nicht an andere Anbieter |
| verteilt werden. Mehr Kapazität auf der Schiene könne es erst |
| schrittweise mit besserer Infrastruktur geben. |
| Ein anderer Teilnehmer sagte Reuters, die Sitzung sei |
| "nicht tiefgründig" gewesen. Es gebe auch eher ein Umsetzungs- |
| als ein Erkenntnisproblem. Mehrere Vertreter hätten sich klar |
| gegen eine Ausdünnung des Angebots auf der Schiene |
| ausgesprochen, die Infrastrukturtochter der Deutschen Bahn sich |
| dazu nicht positioniert. Ein besseres Baustellenmanagement werde |
| ein zentrales Thema der Task Force, die stark steigenden |
| Trassenpreise für die Nutzung des Schienennetzes sollten dort |
| dagegen nicht besprochen werden. |
| Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) hatte im |
| September eine innerhalb der Koalition nicht mit der SPD |
| abgestimmte Bahnstrategie vorgestellt. Vorgesehen ist unter |
| anderem eine stärkere Trennung der Infrastrukturtochter DB |
| InfraGO vom Konzern. Der Vorstand der Holding und der |
| Infrastrukturtochter soll verkleinert werden. Beteiligungen, die |
| nicht zum Kerngeschäft gehören, sollen abgestoßen werden. Im |
| Fernverkehr wird bis 2029 eine Pünktlichkeitsquote von |
| mindestens 70 Prozent angestrebt. Schnieder nannte dies ein |
| realistisches Ziel. Die Bahn hatte bislang aber schon für 2027 |
| eine Pünktlichkeit von 75 bis 80 Prozent angestrebt. Langfristig |
| will Schnieder auf 90 Prozent kommen. |
(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)