Berlin, 01. Dez (Reuters) - Trotz der anhaltenden Wirtschaftsflaute bezahlen die deutschen Unternehmen ihre Rechnungen pünktlicher. Der branchenübergreifende Zahlungsverzug sei im dritten Quartal auf durchschnittlich 7,3 Tage gesunken, wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Montag zu ihrer Untersuchung mitteilte. Ein Jahr zuvor waren es noch 8,4 Tage. Damit hat sich die durchschnittliche Verzögerung um gut einen Tag verkürzt. "Die Lage bleibt dennoch angespannt", sagte der Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform, Patrik-Ludwig Hantzsch. "Viele Unternehmen kämpfen weiterhin mit hohen Kosten, schwacher Nachfrage und schwieriger Finanzierung." Die leichte Verbesserung sei daher eher eine Stagnation als eine Trendwende.
Im vergangenen Jahr hatte sich die Zahlungsmoral infolge der Rezession und einer breiten konjunkturellen Schwäche deutlich ausgeweitet. Viele Betriebe hätten ihre Liquiditätssteuerung inzwischen etwas besser im Griff. "Zwar sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nach wie vor schwierig", sagte Hantzsch mit Verweis auf geopolitische Unsicherheiten und die schleppende Binnenkonjunktur. "Aber die Liquiditätssituation hat sich zumindest kurzfristig entspannt."
Zwischen den Bundesländern bleibt das Gefälle allerdings groß. Bayern (5,9 Tage), Thüringen (6,4 Tage) und Rheinland-Pfalz (6,8 Tage) zeigen den Angaben zufolge das beste Zahlungsverhalten. Am unteren Ende liegen Mecklenburg-Vorpommern (9,9 Tage) und Schleswig-Holstein (11,0 Tage). Damit habe sich der Rückstand der norddeutschen Länder zwar leicht verringert, bleibe aber markant. Auffällig ist, dass der Zahlungsverzug insbesondere in vormals stark belasteten Regionen ? etwa in Bremen, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg ? teils deutlich nachgelassen habe.
Europas größte Volkswirtschaft ist in den vergangenen Jahren geschrumpft. Für das zu Ende gehende Jahr rechnen etwa die Wirtschaftsweisen in ihrem Gutachten für die Bundesregierung wieder mit einem Wachstum, das aber mit 0,2 Prozent gering ausfallen soll.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)