| (Weitgehend neu) |
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| Ukrainischer Präsident tourt durch Europa |
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| US-Gesandter Witkoff soll am Dienstag Putin treffen |
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| Rubio: Gespräche "schwierig" |
| Kiew/Paris, 01. Dez (Reuters) - Nach Gesprächen zwischen |
| den USA und der Ukraine in Florida sieht Präsident Wolodymyr |
| Selenskyj eigenen Worten zufolge noch schwierige Fragen |
| ungelöst. Selenskyj kündigte am Montag auf der Plattform X einen |
| "sehr inhaltsreichen Tag" an. Während Selenskyj und andere |
| ukrainische Vertreter zu Gesprächen mit Verbündeten durch Europa |
| reisten, machte sich ein Gesandter von US-Präsident Donald Trump |
| auf den Weg nach Moskau, um den Kreml zu unterrichten. Selenskyj |
| traf in Paris den französischen Präsidenten Emmanuel Macron und |
| wird am Dienstag in Irland erwartet. Der Trump-Gesandte Steve |
| Witkoff soll am Dienstag in Moskau den russischen Präsidenten |
| Wladimir Putin treffen. |
Die Regierung in Kiew und ihre europäischen Verbündeten drängen Washington, einen von den USA vorgeschlagenen Friedensplan zu überarbeiten. Dieser sah ursprünglich die wichtigsten Forderungen Russlands vor: Die Ukraine sollte weiteres Territorium abtreten, die Größe ihrer Armee begrenzen, auf einen Nato-Beitritt verzichten und keine westlichen Truppen stationieren dürfen. Die Ukraine erklärte, diese Bedingungen kämen einer Kapitulation gleich und würden das Land anfällig für eine spätere Eroberung durch Russland machen. US-Außenminister Marco Rubio, der die Gespräche in der Nähe von Miami leitete, sagte am Sonntag, Washington sei "realistisch, wie schwierig das ist, aber optimistisch". Es gebe jedoch noch mehr zu tun. "Das ist heikel", sagte Rubio.
Die Bundesregierung sieht in möglichen Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland, die auf Basis des gegenwärtigen Frontverlaufs stattfinden, keine Anerkennung ukrainischer Gebietsverzichte. "Wir reden von einem Einfrieren des Krieges", sagte Regierungssprecher Stefan Kornelius in Berlin. Damit sei aber keine Aussage über die Veränderungen der Grenzen getroffen, fügte er mit Blick auf die russische Besetzung von derzeit rund 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebietes und russische Gebietsansprüche hinzu.
Die Verhandlungen finden zu einem für Kiew schwierigen Zeitpunkt statt. Die Ukraine verliert an der Front im Osten des Landes an Boden und ist mit dem größten Korruptionsskandal des Krieges konfrontiert. Der Stabschef von Selenskyj, der auch die ukrainische Delegation bei den Friedensgesprächen geleitet hatte, trat am Freitag zurück, nachdem Ermittler sein Haus durchsucht hatten. Zwei Minister wurden entlassen. Trump selbst sagte am Sonntag mit Blick auf den Skandal, die Ukraine habe "einige schwierige kleine Probleme". Er wiederholte seine Ansicht, dass beide Seiten den Krieg beenden wollten und die Chancen für eine Einigung gut stünden.
Während die diplomatischen Bemühungen laufen, gehen die Kämpfe weiter. Russland hat nach eigenen Angaben vom Montag eine weitere Siedlung in der Ostukraine eingenommen und rückt weiter auf die Stadt Pokrowsk vor. Zudem bombardiert Russland ukrainische Städte, vor allem die Energie-Infrastruktur. Bei einem russischen Angriff auf die Stadt Dnipro wurden in der Nacht zum Montag mindestens drei Menschen getötet und 15 verletzt. Die Ukraine wiederum hat mit Langstreckenangriffen auf russische Ölexporte reagiert. Der Kreml verurteilte am Montag ukrainische Angriffe auf ein russisches Ölexportterminal und auf zwei Tanker im Schwarzen Meer.
Äußerungen des ranghöchsten Nato-Militärs über einen möglichen "Präventivschlag" kritisierte die Regierung in Moskau als verantwortungslos und Versuch einer Eskalation. Dies sei "ein extrem unverantwortlicher Schritt, der die Bereitschaft des Bündnisses zu einer weiteren Eskalation zeigt", sagte die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa. "Wir sehen darin einen bewussten Versuch, die Bemühungen zur Überwindung der Ukraine-Krise zu untergraben." Diejenigen, die solche Äußerungen machten, sollten sich der Risiken und möglicher Konsequenzen bewusst sein. Admiral Giuseppe Cavo Dragone hatte der "Financial Times" gesagt, die Nato prüfe eine Verschärfung ihrer Reaktion auf die hybride Kriegsführung Moskaus. In diesem Zusammenhang könne ein "Präventivschlag" als "Verteidigungsmaßnahme" betrachtet werden.
(Bericht von Olena Harmash und Dominique Vidalon Bearbeitet von Alexander Ratz Redigiert von Sabine Ehrhardt Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)