Nachricht


02.12.2025 /12:49:27
FOKUS 1-Inflation im Euroraum legt etwas zu - jetzt 2,2 Prozent

*

Inflation nimmt einen Tick zu

*

Kernrate verharrt bei 2,4 Prozent

*

Volkswirtin: Daten verbleiben in "Komfortzone" der EZB

*









(Neu: Volkswirte, Kerninflation)
- von Frank Siebelt und Rene Wagner
Frankfurt, 02. Dez (Reuters) - Die Inflation in der
Euro-Zone steigt überraschend im November leicht an und verharrt
damit etwas oberhalb der Zielmarke der Europäischen Zentralbank
(EZB). Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im Euroraum
um durchschnittlich 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat,
wie das EU-Statistikamt Eurostat am Dienstag in einer ersten
Schätzung mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte
Ökonomen hatten hingegen damit gerechnet, dass die Teuerung im
November wie im Oktober bei 2,1 Prozent liegt. Die EZB strebt
für die 20-Länder-Gemeinschaft eine Inflation von 2,0 Prozent
an. Dieses Niveau erachtet sie als optimal für die Wirtschaft im
Währungsraum.

"Auch die letzten Inflationsdaten vor dem Zinsentscheid liegen noch in der Komfortzone der Europäischen Zentralbank", kommentierte KfW-Volkswirtin Stephanie Schoenwald die Daten. Der Verbraucherpreisanstieg in der Euro-Zone bewege sich weiter in der Nähe des Zwei-Prozent-Ziels. "Der Ausblick für die Inflation gibt ebenfalls Anlass zu Gelassenheit." Nach Einschätzung von Alexander Krüger, Chefvolkswirt von Hauck Aufhäuser Lampe, zeichnet sich eine längere Phase mit einer preisstabilen Entwicklung ab. "Es sieht weiter so aus, dass die Inflationsrate Anfang 2026 temporär knapp unter 2,0 Prozent sinken wird." Die EZB könne sich beruhigt zurücklehnen und die Leitzinsen dort belassen, wo sie sind.

Die EZB hält schon seit drei Sitzungen ihren Einlagesatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder bei der Notenbank erhalten, konstant bei 2,0 Prozent. Über den Einlagesatz steuert sie maßgeblich ihre Geldpolitik. Derzeit diskutieren die Euro-Wächter, ob noch weitere Lockerungsschritte erforderlich sind, da das Preiswachstum im nächsten Jahr Ökonomen zufolge voraussichtlich unter das Inflationsziel von zwei Prozent fallen wird. Die meisten Währungshüter argumentieren jedoch, dass keine Lockerungen erforderlich sind. Prognosen zeigten, dass die Inflation 2027 wieder auf das Zielniveau zurückkehren werde.

KEINE BEWEGUNG BEI DER KERNINFLATION

Die Kerninflation, bei der die oft schwankenden Preise für Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak außen vor bleiben, lag im November bei 2,4 Prozent. "Zwar stagniert die Kernrate nun seit drei Monaten bei 2,4 Prozent", kommentierte Commerzbank-Volkswirt Vincent Stamer die Daten. "Aber in den kommenden Monaten dürfte die Kernrate den Abwärtstrend wieder aufnehmen." Die EZB verfolgt dieses Maß besonders genau, da es zugrundeliegende Inflationstrends gut abbildet. Die Energiepreise sanken im November um 0,5 Prozent und damit nicht mehr so schnell wie Oktober, als der Rückgang noch bei 0,9 Prozent lag. Dienstleistungspreise zogen im November um 3,5 Prozent an. Im Oktober lag der Zuwachs noch bei 3,4 Prozent.

An den Finanzmärkten wird aktuell eine Zinssenkung der EZB bei der nächsten geldpolitischen Sitzung am 18. Dezember nur auf unter zwei Prozent taxiert. Auf dem Zinstreffen werden den Euro-Wächtern neue Inflations- und Konjunkturprognosen der Notenbank-Volkswirte vorliegen, die auch eine erste Schätzung für das Jahr 2028 enthalten. Diese vierteljährlichen Projektionen liefern dem EZB-Rat stets eine wichtige Orientierung für seine Zinsentscheidungen.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von hans Busemann Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.