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| Ziel Russlands ist Einnahme des gesamten Donbas |
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| Strategisch wichtige Stadt würde weiteren Weg ebnen |
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| Kramatorsk und Slowjansk als nächstes im Visier |
| - von Andrew Osborn und Felix Hoske |
| Moskau/Kiew, 02. Dez (Reuters) - Der russische Präsident |
| Wladimir Putin hat die Einnahme der strategisch wichtigen Stadt |
| Pokrowsk in der Ostukraine als wichtigen Sieg gefeiert. Die |
| Regierung in Kiew bestreitet jedoch eine vollständige Kontrolle |
| durch russische Truppen und gibt an, weiter in der Stadt zu |
| kämpfen. Seit Monaten wird um Pokrowsk gerungen, deren Einnahme |
| für Moskau der bedeutendste Gebietsgewinn seit Anfang 2024 wäre. |
Pokrowsk ist ein Straßen- und Eisenbahnknotenpunkt in der ukrainischen Region Donezk mit einer Vorkriegsbevölkerung von etwa 60.000 Menschen. Die Stadt war einst ein wichtiger Logistikknotenpunkt für die ukrainische Armee, da sie an einer Straße zur Versorgung anderer Frontabschnitte liegt. Durch die Kämpfe wurden zahlreiche Wohnhäuser zerstört, die meisten Einwohner sind geflohen. Etwa zehn Kilometer westlich von Pokrowsk befindet sich das einzige Bergwerk der Ukraine, das Kokskohle fördert, die für die einst bedeutende Stahlindustrie des Landes wichtig war. Der Betrieb wurde eingestellt.
Russland will die gesamte Donbas-Region einnehmen, die aus den Provinzen Luhansk und Donezk besteht. Die Einnahme von Pokrowsk wäre ein entscheidender Schritt auf diesem Weg. Sie würde Moskau ein Sprungbrett für weitere Vorstöße nach Norden auf die beiden größten verbliebenen ukrainisch kontrollierten Städte in der Region, Kramatorsk und Slowjansk, bieten. Zudem wäre die westlich gelegene Region Dnipropetrowsk anfälliger für russische Angriffe.
Politisch will Moskau mit der Einnahme vor allem den USA beweisen, dass die Eroberung des restlichen Donbas unvermeidlich ist. In dem US-Plan für Friedensverhandlungen fordert Russlands Präsident Wladimir Putin auch die Übergabe von Gebieten, die derzeit noch unter ukrainischer Kontrolle sind. Die Ukraine will hingegen zeigen, dass Russland für geringe Gebietsgewinne einen hohen Preis zahlt. Damit will die Regierung in Kiew weitere westliche Militär- und Finanzhilfen sichern.
Anstelle von Frontalangriffen wie in früheren Schlachten setzte das russische Militär auf eine Zangenbewegung, um Pokrowsk schrittweise einzukesseln und die ukrainischen Versorgungslinien zu bedrohen. Dabei wurden kleine Einheiten und Drohnen eingesetzt, um die ukrainische Logistik zu stören, bevor größere Verbände nachrückten. Die Ukraine gibt an, dass Russland bei dieser Offensive enorme Verluste erlitten habe. Moskau behauptet seinerseits, die langsamere Taktik diene dazu, eigene Verluste zu minimieren, während die Ukraine aufgrund ihrer geringeren Bevölkerungszahl Gefahr laufe, ihre Truppenstärke zu erschöpfen.
Russland veröffentlichte am Dienstag ein Video, das Truppen mit einer russischen Flagge im Stadtzentrum zeigen soll. Die Ukraine wies die Darstellung einer vollständigen Einnahme jedoch zurück. Ukrainische Truppen hielten weiterhin den nördlichen Teil der Stadt und führten Angriffe auf russische Stellungen im Süden aus, teilte das Militär mit. Die Veröffentlichung von Putins Siegesbotschaft erfolgte gezielt vor den Gesprächen mit den US-Gesandten Steve Witkoff und Jared Kushner am Dienstag in Moskau. Ein russischer Kommandeur erklärte, man führe "Säuberungsaktionen" in der Umgebung durch, bei denen bis zu 2000 ukrainische Soldaten eingekesselt seien. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben beider Seiten ist nicht möglich.
(Bearbeitet von Alexander Ratz Redigiert von Hans Busemann Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)