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03.12.2025 /00:01:00
Allianz: Manager-Haftpflichtversicherung bleibt unter Druck

München, 03. Dez (Reuters) - Wachsende Risiken für Vorstände und andere Manager, mehr Klagen und allenfalls leicht steigende Prämien: Die Versicherer stehen einer Studie der Allianz <ALVG.DE> zufolge in fast allen Weltregionen in der Manager-Haftpflichtversicherung (Directors & Officers, D&O) unter Druck. Auch für Deutschland erwartet der Münchner Versicherungsriese keine Erholung: "Auch im Jahr 2026 ist das Umfeld für Unternehmensführung weiterhin von zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheit, rasantem technologischen Wandel und sich ändernden regulatorischen Anforderungen geprägt", sagt Alfred Mora, Chief Underwriter Financial Lines bei Allianz Commercial in Deutschland und der Schweiz.

"Insgesamt erwarten wir eine weitere Stabilisierung des D&O-Marktes, auch wenn es auf der Prämienseite gemischte Signale gibt", sagt Mora mit Blick auf den deutschen Markt. Er sieht Anzeichen dafür, dass die Abwärtsspirale zu Ende gehe. Es gebe Verträge, die zu unveränderten Konditionen erneuert würden, bei anderen übten Kunden jedoch Druck auf die Versicherer und die Makler aus, weil sie Kosten senken müssten. Einige Versicherer seien nicht mehr bereit, langfristige Verträge zu schließen, die Kapazität im Markt sei aber noch ausreichend.

Gleichzeitig steige aber die Zahl der Schadenfälle im Zusammenhang mit Cyberangriffen auf Manager. Vor allem bei Insolvenzen versuchten sich Gläubiger an den Managern schadlos zu halten - und deren Zahl steige, erklärt die Allianz. In der Vergangenheit hatte die Branche oft geklagt, dass sie in der D&O-Versicherung Verluste schreibe. Die Allianz äußerte sich dazu in der Studie nicht konkret. D&O-Policen werden meist vom Unternehmen für seine Führungskräfte abgeschlossen und bezahlt.

In Frankreich und Großbritannien zeigt sich laut der Studie ein ähnliches Bild, in den USA stehen die Versicherer auf der Kostenseite noch stärker unter Druck. Die US-Zölle und ihre Folgen sowie der abrupte Kurswechsel der US-Regierung bei Gleichstellungs- und Antidiskriminierungsprogrammen führten zu neuen Risiken, erklärte die Allianz. Auch für Cyber-Angriffe würden inzwischen oft die Manager haftbar gemacht. Dazu kommt das Thema Künstliche Intelligenz (KI). So häuften sich Klagen von Aktionären, wenn Vorstände die KI-Fähigkeiten ihrer Firmen schönten ("AI-Washing") oder die daraus entstehenden Risiken kleinredeten.

Die Zahl der aktienbezogenen Sammelklagen in den USA liege in diesem Jahr voraussichtlich mit 216 nur knapp unter dem Vorjahresniveau (229), und Vergleiche würden immer teurer: Im ersten Halbjahr kosteten sie im Schnitt 56 Millionen Dollar, 2024 waren es noch 44 Millionen.

(Bericht von Alexander Hübner Redigiert von Scot W. Stevenson Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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