Berlin, 03. Dez (Reuters) - Der Datenschutz in Deutschland hemmt einer Unternehmensumfrage zufolge die Digitalisierung und auch die Ausbreitung von Künstlicher Intelligenz (KI). In einer am Mittwoch veröffentlichten Erhebung des Digitalverbands Bitkom gaben 72 Prozent der befragten Firmen an, Deutschland übertreibe es mit dem Datenschutz. Vor einem Jahr sagten dies nur 64 Prozent. 77 Prozent der Betriebe sind der Meinung, dass dadurch die Digitalisierung ausgebremst wird. Im vergangenen Jahr waren 70 Prozent dieser Auffassung.
Der Verband hat insgesamt 603 Unternehmen ab 20 Beschäftigten aus allen Wirtschaftszweigen befragt. Dabei forderten 71 Prozent, den Datenschutz an das KI-Zeitalter anzupassen. 69 Prozent der Unternehmen finden, dass das Training von KI-Modellen derzeit erschwert wird. Vor einem Jahr lag der Anteil erst bei 50 Prozent. 63 (2024: 52) Prozent meinen, dass der Datenschutz Unternehmen, die KI entwickeln, aus der EU vertreibt.
"Künstliche Intelligenz ist die entscheidende Zukunftstechnologie und KI braucht Daten", sagte Bitkom-Expertin Susanne Dehmel. "Die Regelungen zum Datenschutz sollten auch mit Blick auf Deutschlands Position in der künftigen KI-Welt überprüft werden." Die EU-Kommission habe zwar erste Schritte unternommen, um den Datenschutz praxistauglicher zu machen. "Doch die strukturellen Hürden bleiben. Die Vielzahl komplexer Datenschutzvorschriften schafft aufwändige und teils bürokratische Prozesse in Unternehmen."
85 Prozent der befragten Unternehmen wünschen sich verständlichere Datenschutzvorgaben, ebenso viele eine Reduzierung des bürokratischen Aufwands bei Datenschutzvorfällen. 69 Prozent beklagen, dass die deutschen Datenschutzbehörden die Vorgaben zu streng anwenden. 79 Prozent der Betriebe fordern von der Bundesregierung, dass sie eine Reform der europäischen Datenschutz-Grundverordnung vorantreibt. Die Belastung der Unternehmen durch Datenschutz hat 69 Prozent der Firmen zufolge im vergangenen Jahr weiter zugenommen. Inzwischen bezeichnen ihn 97 Prozent als sehr hoch oder eher hoch.
(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)