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03.12.2025 /12:17:17
Israel kündigt baldige Öffnung des Grenzübergangs Rafah nach Ägypten an

Jerusalem/Kairo, 03. Dez (Reuters) - Im Gazastreifen soll der wichtigste Grenzübergang Rafah nach israelischen Angaben in den kommenden Tagen geöffnet werden. So solle Tausenden Palästinensern, die medizinische Versorgung benötigen, die Ausreise nach Ägypten ermöglicht werden, teilte die zuständige israelische Militärbehörde Cogat am Mittwoch mit. Die Öffnung des Übergangs Rafah werde mit Ägypten und unter Aufsicht einer Mission der Europäischen Union koordiniert. Allerdings erklärte der Staatliche Informationsdienst in Ägypten dem Nachrichtensender Al-Kahera zufolge, es gebe keine solche Zusammenarbeit mit Israel.

Ein ähnlicher Mechanismus war bereits bei einer früheren Waffenruhe im Januar 2025 zur Anwendung gekommen. Die Öffnung des Grenzübergangs im Süden des Gazastreifens in beide Richtungen ist Teil des von US-Präsident Donald Trump vermittelten 20-Punkte-Plans, der den zweijährigen Krieg zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas-Miliz im Gazastreifen weitgehend beendet hat.

Den Vereinten Nationen (UN) zufolge benötigen mindestens 16.500 palästinensische Patientinnen und Patienten eine medizinische Behandlung außerhalb des weitgehend zerstörten Gazastreifens. "Wir warten seit Monaten auf die Öffnung von Rafah", sagte der Geschäftsmann Tamer al-Burai, der wegen einer Atemwegserkrankung im Ausland behandelt werden muss, der Nachrichtenagentur Reuters. "Endlich habe ich, wie Tausende andere Patienten auch, die Chance auf eine angemessene Behandlung." Vor dem Krieg war der Grenzübergang Rafah für die meisten Palästinenser die einzige Möglichkeit, den Gazastreifen zu verlassen, da Israel schon vor etlichen Jahren das Gebiet abgeriegelt hat. Während des Konflikts war der Übergang Richtung Ägypten weitgehend geschlossen.

Israel hatte Rafah seit Inkrafttreten der Waffenruhe im Oktober geschlossen gehalten. Die Regierung in Jerusalem bestand darauf, dass die Hamas zunächst alle noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln, lebende wie tote, zurückgeben müsse. Die Hamas hat alle 20 lebenden Geiseln im Austausch gegen rund 2000 palästinensische Häftlinge freigelassen. Die Leichen von zwei weiteren Geiseln - eines israelischen Polizisten und eines Thailänders - befinden sich jedoch noch in dem Palästinenser-Gebiet. Bei den sterblichen Überresten zweier Menschen, die die Hamas am Dienstag als die der beiden Geiseln übergeben hatte, sind nach israelischen Angaben nicht die der Verschleppten. Das hätten forensische Untersuchungen ergeben, teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu am Mittwoch mit.

Die mit der Hamas verbündete militante Gruppe Islamischer Dschihad teilte mit, sie suche gemeinsam mit dem Roten Kreuz nach dem Leichnam einer der verbliebenen Geiseln. Die Übergabe aller Geiseln war ein zentraler Punkt der ersten Phase der Waffenruhe. Für die nächste Phase bleiben jedoch große Hürden bestehen, darunter die Entwaffnung der Hamas, der Rückzug Israels aus dem Gazastreifen sowie die künftige Verwaltung des Gebiets und internationale Sicherheitsgarantien.

Der Krieg wurde ausgelöst durch den überraschenden Überfall der Hamas und des Islamischen Dschihads auf den Süden Israels am 7. Oktober 2023. Nach israelischen Angaben wurden damals rund 1200 Menschen getötet und 250 in den Gazastreifen verschleppt. Das israelische Militär begann umgehend mit einer großangelegten Offensive. In deren Zuge wurden nach palästinensischen Angaben rund 70.000 Menschen getötet und über 170.000 verletzt, unter den Opfern sind zahlreiche Frauen und Kinder.

(Bericht von: Maayan Lubell, Nidal al-Mughrabi; bearbeitet von Sabine Ehrhardt, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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