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03.12.2025 /17:39:55
FOKUS 1-Lagarde: Inflation wird um Notenbankzielmarke herum schwanken

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Lagarde - Unsicherheit höher als üblich



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EZB-Chefin bekräftigt Entscheidung von Sitzung zu Sitzung



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Kritik an Kommissionsvorschlag zu Ukraine-Reparationskredit





(Neu: Ukrainehilfe)
Frankfurt, 03. Dez (Reuters) - EZB-Präsidentin Christine
Lagarde rechnet in den kommenden Monaten mit einer Inflation um
das Notenbank-Ziel von zwei Prozent herum. Die Risiken für den
Ausblick seien weiterhin zweiseitig, wobei die Unsicherheit
aufgrund der volatilen globalen Handelspolitik höher als üblich
sei, sagte Lagarde am Mittwoch im Wirtschafts- und
Währungsausschuss (ECON) des EU-Parlaments in Brüssel. "Die
Indikatoren für die zugrunde liegende Inflation entsprechen
weiterhin unserem mittelfristigen Ziel von zwei Prozent", sagte
die Französin. Das Wachstum werde durch die Konsumausgaben der
privaten Haushalte einen Schub erhalten.

Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im Euroraum im November um durchschnittlich 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im Oktober lag die Rate bei 2,1 Prozent. Die EZB strebt für die 20-Länder-Gemeinschaft eine Inflation von 2,0 Prozent an. Die Kerninflation, bei der die oft schwankenden Preise für Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak außen vor bleiben, lag im November bei 2,4 Prozent wie schon im Oktober und im September. Die EZB verfolgt dieses Maß besonders genau, da es zugrundeliegende Inflationstrends gut abbildet.

"Wir verfolgen weiterhin einen datengestützten Ansatz und und gehen von Sitzung zu Sitzung vor, um die angemessene geldpolitische Ausrichtung zu bestimmen", sagte Lagarde den Abgeordneten. An den Finanzmärkten wird aktuell eine Zinssenkung der EZB bei der nächsten geldpolitischen Sitzung am 18. Dezember praktisch ausgeschlossen. Auf dem Zinstreffen werden den Euro-Wächtern neue Inflations- und Konjunkturprognosen der Notenbank-Volkswirte vorliegen, die auch eine erste Schätzung für 2028 enthalten.

LAGARDE SKEPTISCH ZU REPARATIONSKREDIT

Lagarde äußerte sich vor den Abgeordneten zudem skeptisch zu einem Vorschlag der EU-Kommission für einen Reparationskredit an die Ukraine, der aus in der EU eingefrorenen russischen Zentralbankvermögen finanziert würde. Die Alternative wäre eine gemeinsame Kreditaufnahme am Finanzmarkt.

Lagarde bezeichnete die erste Option als gewagt. Sie stehe hoffentlich im Einklang mit internationalem Recht und sie respektiere hoffentlich die Finanzstabilität, sagte sie. Denn ein zentraler Knotenpunkt des europäischen Finanzsystems, das in Belgien ansässige Clearinghaus Euroclear, wo die russischen Vermögenswerte verwahrt würden, sei gefährdet. "Es ist unsere Pflicht, das zu sagen." Internationales Recht müsse respektiert werde. "Denn das ist eine Sache des Vertrauens in unsere Wirtschaftsregion, in unsere Währung."

Belgien fordert von den EU-Partnern rechtliche und finanzielle Garantien für den Fall von Klagen oder einer gerichtlich angeordneten Rückzahlung an Russland. Zudem müssten sich auch andere Länder beteiligen, die russische Vermögen halten.

(Bericht von Frank Siebelt, Julia Payne, Lili Bayer, Andrew Gray, Andreas Rinke Redigiert von Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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