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04.12.2025 /08:48:55
Allianz Trade: Ladensterben in Deutschland hat sich beschleunigt

Berlin, 04. Dez (Reuters) - Das Ladensterben in Deutschland hat sich einer Studie zufolge beschleunigt. Von August 2024 bis August 2025 habe es im Einzelhandel 2490 Insolvenzen gegeben, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung des Kreditversicherers Allianz Trade hervorgeht. Damit sei der Negativrekord von 2520 Pleiten zwischen Oktober 2015 und Oktober 2016 nur knapp verfehlt worden.

"Der Einzelhandel kämpft noch immer mit den tiefgreifenden Veränderungen seines Geschäftsmodells, die während der Pandemie begonnen haben", sagte der Branchenexperte bei Allianz Trade, Guillaume Dejean. "Um dem verstärkten Wettbewerb durch große Online-Marktplätze standzuhalten, müssen Einzelhändler massiv in digitale Kanäle, datengestütztes Merchandising und innovative Technologien für den Ladenbau investieren."

Viele Ketten führen autonome Systeme in Lagern, KI-gestützte Produktempfehlungsmaschinen und robotergesteuerte Regalscanner ein. Andere testeten selbstnavigierende Serviceroboter im Verkaufsraum, um Kunden bei der Suche nach Artikeln zu unterstützen. Der Kreditversicherer sieht daher vor allem kleine Geschäfte unter Druck. "Das ist ein Kampf, der teilweise an David gegen Goliath erinnert", sagte Experte Dejean. "Diese Innovationen verbessern das Einkaufserlebnis und die Rentabilität, erfordern jedoch hohe Vorabinvestitionen, die kleinere Akteure teilweise kaum stemmen können." Einige, vor allem Einzelhändler im Textilbereich, würden bereits am seidenen Faden hängen. "Insofern dürfte sich der Trend von steigenden Insolvenzen hierzulande weiterhin fortsetzen, und eine weitere Konsolidierung der Branche ist wahrscheinlich", betonte Dejean.

Allianz Trade sieht aber auch positive Signale - von steigenden Reallöhnen bis hin zu verbesserten Kreditbedingungen. Die Europäische Union will zudem chinesischen Online-Händlern wie Shein, Temu und AliExpress das Geschäft nach scharfer Kritik erschweren. Die EU-Finanzminister einigten sich darauf, Zölle auf Billigpakete "so bald wie möglich im Jahr 2026" einzuführen. Das dürfte den scharfen Wettbewerb durch chinesische Marktplätze mindern. "Die geplante Steuerregelung hilft den hiesigen Einzelhändlern, ist aber auch kein Allheilmittel", sagt Dejean. Das Interesse chinesischer Einzelhändler am großen europäischen Verbrauchermarkt könne Investitionen in Deutschland über Fusionen und Übernahmen oder Gemeinschaftsunternehmen nach sich ziehen.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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