Berlin, 05. Dez (Reuters) - Die Abgabenquote in Deutschland wird einer Studie zufolge im zu Ende gehenden Jahr einen Rekordwert erreichen. Die Summe aus Steuern und Sozialbeiträgen werde auf 41,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes steigen, heißt es in der Prognose des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Diese lag der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag vorab vor. Im vergangenen Jahr waren es noch 40,2 Prozent. Für 2026 wird ein minimaler Rückgang auf 41,4 Prozent erwartet.
"Unsere Volkswirtschaft hat es mit steigenden staatlichen Finanzierungslasten zu tun ? auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten", erklärte IW-Konjunkturchef Michael Grömling den erwarteten Rekordwert. "Staatliche Aktivitäten legen stärker zu als das früher der Fall war." Das habe mit höheren Verteidigungsausgaben und Investitionen in die Infrastruktur zu tun, aber auch mit steigenden sozialen Verpflichtungen für Renten- und Krankenkasse sowie Arbeitslosenversicherung. "Das ist auch demografisch bedingt", fügte Grömling hinzu.
2026 soll Europas größte Volkswirtschaft erstmals wieder merklich wachsen, nachdem es im zu Ende gehenden Jahr nur zu einem Mini-Plus von 0,1 Prozent reichen soll: Das IW rechnet mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 0,9 Prozent. "Nach drei Jahren Rezession und Stagnation gibt es immerhin ein nennenswertes Plus", teilten die Kölner Forscher mit. Rund ein Drittel davon entfalle allerdings auf einen Kalendereffekt, da im kommenden Jahr statistisch fast zweieinhalb Arbeitstage mehr zur Verfügung stünden als 2025. Zumindest löse sich Deutschland "etwas aus seiner Schockstarre".
Sowohl die privaten als auch die staatlichen Investitionen werden der Prognose zufolge zum Wachstum im kommenden Jahr beisteuern. Der private Konsum bleibe wegen gedämpfter Beschäftigungsperspektiven mit einem Wachstum von etwa einem Prozent unter seinem Potenzial. Das erwartete magere Exportplus werde vom anhaltend hohen Importwachstum überkompensiert.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)