Nachricht


05.12.2025 /10:24:07
FOKUS 1-6,3 Millionen Niedriglohnjobs in Deutschland - Anteil stabil

*

Statistikamt: Anteil verharrt bei 16 Prozent

*

WSI: Mindestlohn hat Lohnungleichheit verringert
 
(neu: mit WSI, Details)
Berlin, 05. Dez (Reuters) - Etwa jeder sechste abhängig
Beschäftigte in Deutschland arbeitet im Niedriglohnsektor. Rund
6,3 Millionen Jobs zählten im April 2025 dazu, wie das
Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Damit lag der
Anteil an allen Beschäftigungsverhältnissen wie im Vorjahr bei
16 Prozent. Zuvor war die Niedriglohnquote innerhalb von zehn
Jahren von 21 Prozent im April 2014 auf den aktuellen Wert
gefallen. "Eine Erklärung ist der Anstieg des gesetzlichen
Mindestlohns in diesem Zeitraum von 9,82 Euro auf 12,00 Euro",
hieß es.

Zum Niedriglohnsektor zählen alle Beschäftigungsverhältnisse (ohne Auszubildende), die mit weniger als zwei Drittel des mittleren Bruttostundenverdienstes ohne Sonderzahlungen entlohnt werden. Diese sogenannte Niedriglohnschwelle lag im vergangenen April bei 14,32 Euro. 2024 hatte sie bei 13,79 Euro gelegen.

Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung spricht von einem Erfolg des Mindestlohns. "Er hat vielen Menschen mehr Geld in die Tasche beschert und Lohnungleichheiten verringert", sagte WSI-Expertin Dorothee Spannagel. "Jetzt gilt es, den Mindestlohn weiter zu stärken und die Tarifbindung auszubauen, um diesen Trend fortzusetzen." Der Mindestlohn steigt zum 1. Januar auf 13,90 Euro je Stunde, ein Jahr später dann auf 14,60 Euro.

GASTGEWERBE VORN

Innerhalb der einzelnen Branchen sind die Unterschiede beim Niedriglohnanteil groß. Gut die Hälfte aller Beschäftigungsverhältnisse (51 Prozent) im Gastgewerbe liegt aktuell im Niedriglohnbereich. Weit überdurchschnittlich ist der Anteil auch in der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft (45 Prozent) und im Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung (36 Prozent). In der öffentlichen Verwaltung (zwei Prozent), im Sektor für Wasser, Abwasser und Beseitigung von Umweltverschmutzungen (sechs Prozent), im Bereich Erziehung und Unterricht (sechs Prozent) und in der Finanz- und Versicherungsbranche (sechs Prozent) sind die Anteile am niedrigsten.

Der Verdienstabstand zwischen Gering- und Besserverdienenden ? die sogenannte Lohnspreizung ? blieb zwischen April 2024 und April 2025 nahezu unverändert. Für dieses Maß zur Beschreibung der Lohnungleichheit wird der Verdienstabstand zwischen den Geringverdienenden (untere 10 Prozent der Lohnskala) und Besserverdienenden (obere 10 Prozent) gemessen. Letztere erzielten das 2,95-Fache des Bruttostundenverdienstes von Geringverdienenden.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.