*
| Netflix zahlt 72 Milliarden Dollar |
*
| Medien: Einigung binnen Tagen möglich |
| (Neu: Zitate, Details, Reaktionen) |
| 05. Dez (Reuters) - Es ist ein Paukenschlag in der |
| Unterhaltungsindustrie: Der Streamingdienst Netflix <NFLX.O> |
| übernimmt für 72 Milliarden Euro große Teile von Warner Bros |
| Discovery <WBD.O> und erhält damit die Kontrolle über einige der |
| ältesten und berühmtesten Filmstudios in Hollywood. Zusammen |
| trügen die beiden Unternehmen dazu bei, "das nächste Jahrhundert |
| des Geschichtenerzählens zu definieren", sagte Netflix-Co-Chef |
| Ted Sarandos am Freitag. "Ich weiß, dass einige von Ihnen |
| überrascht sind, dass wir diesen Kauf tätigen, und ich kann |
| verstehen, warum", sagte er zu Investoren. In den vergangenen |
| Jahren habe Netflix seine Geschäfte selbst aufgebaut und sei |
| nicht mit Zukäufen aufgefallen. "Aber das ist eine seltene |
| Gelegenheit, die uns dabei helfen wird, die Welt zu unterhalten |
| und Menschen mit großartigen Geschichten zusammenzubringen." |
| Netflix übernimmt nach einem wochenlangen |
| Bieterwettstreit die Film- und Fernsehstudios sowie die |
| Streaming-Sparte HBO Max von dem New Yorker Medienkonzern. Die |
| Fernsehsender, darunter CNN, sollen vor Abschluss des Geschäfts |
| abgespalten werden. Je Aktie zahlt das Unternehmen knapp 28 |
| Dollar. Einschließlich der Schulden wird Warner Bros mit 83 |
| Milliarden Dollar bewertet. Die Rivalen Paramount und Comcast, |
| die ebenfalls für Warner Bros im Rennen waren, haben damit das |
| Nachsehen. Die beiden Unternehmen waren zunächst nicht für eine |
| Anfrage erreichbar. An der Börse legten die Warner-Aktien rund |
| drei Prozent zu, die Netflix-Papiere notierten kaum verändert. |
| Die Paramount-Titel gaben dagegen mehr als sechs Prozent nach. |
| Ein Zusammenschluss von Netflix und Warner Bros |
| Discovery dürfte die Medienlandschaft grundlegend verändern. |
| Netflix baut seine Geschäfte derzeit über das klassische |
| Abogeschäft hinaus aus und investiert dazu unter anderem in |
| Videospiele und Live-Unterhaltung. Warner Bros Discovery hält |
| unter anderem die Rechte an "Harry Potter" und "Game of |
| Thrones", dazu kommen die "DC Comics"-Superhelden wie Superman |
| oder Batman. Mit der Übernahme wird Netflix zu einem vertikal |
| integrierten Medienkonzern und erhält Zugriff auf einen der |
| wertvollsten Filmbestände Hollywoods. Zugleich ist Netflix |
| weniger stark auf externe Filmstudios angewiesen. |
| Allerdings dürften die Aufsichtsbehörden in den USA und |
| in Europa den Zusammenschluss genau unter die Lupe nehmen, weil |
| damit der weltweit führende Streamingdienst mit etwa 300 |
| Millionen Abonnenten einen Rivalen mit fast 130 Millionen Kunden |
| übernimmt. Die US-Senatorin Elizabeth Warren bezeichnete die |
| Fusion als "Antimonopol-Albtraum", bei dem die Kosten für die |
| Verbraucher stiegen und die Auswahl zurückgehe. |
| "Teile von Hollywood und verschiedene Gewerkschaften |
| werden Widerstand leisten", sagte Tom Harrington, Medienanalyst |
| bei Enders Analysis in London. Der Zusammenschluss stelle eine |
| "beispiellose Bedrohung" für Kinos weltweit dar, erklärte der |
| Kino-Branchenverband Cinema United. Der ehemalige |
| WarnerMedia-Chef Jason Kilar sagte, er könne sich keinen |
| "effektiveren Weg vorstellen, den Wettbewerb in Hollywood zu |
| verringern, als WBD an Netflix zu verkaufen". |
| Netflix verteidigt das Vorhaben damit, dass seine Kunden |
| Zugang zu mehr Filmen erhielten. Zugleich werde mehr in den USA |
| produziert, auch die Ausgaben für Inhalte stiegen, Arbeitsplätze |
| würden geschaffen. Bei einer Kombination der Streaming-Dienste |
| mit HBO Max dürften zudem die Kosten für die Kunden sinken, die |
| bislang beide Dienste separat bestellt hatten. Medienberichten |
| zufolge sollen weiterhin Filme fürs Kino produziert werden. |
(Bericht von Aditya Soni und Marshita Mary Varghese, geschrieben von Christina Amann. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)