Bukarest, 07. Dez (Reuters) - Bei der Bürgermeisterwahl in der rumänischen Hauptstadt Bukarest hat überraschend der liberale Kandidat gewonnen. Der Wahlausgang stärkt Ministerpräsident Ilie Bolojan mit seiner fragilen pro-europäischen Regierungskoalition. Umfragen hatten zuvor eine rechtspopulistische Politikerin als Siegerin gesehen. Hätte sie sich durchgesetzt, wäre Bukarest die erste von einer rechtsextremen Bürgermeisterin geführte Hauptstadt der Europäischen Union geworden.
Stattdessen lag nach Auszählung von 90 Prozent der Stimmen Ciprian Ciucu vorn, ein enger Verbündeter Bolojans. Er lag bei 35,4 Prozent der Stimmen. Die Rechtspopulistin Anca Alexandrescu, die von der oppositionellen Allianz für die Vereinigung der Rumänen (AUR) unterstützt wurde, lag mit 22,35 Prozent auf Platz 2. Auf Platz drei kam der Sozialdemokrat Daniel Baluta. Dessen Partei ist der größte Partner in der Regierungskoalition und steht den Plänen Bolojans kritisch gegenüber, Stellen und Kosten im öffentlichen Sektor zu kürzen.
"Es wird eine Machtverschiebung innerhalb der Regierungskoalition geben", sagte Sergiu Miscoiu, Professor für Politikwissenschaft an der Babes-Bolyai-Universität. "Dieser Sieg gibt der Liberalen Partei Sauerstoff und sichert das Fortbestehen der Regierungskoalition." Der Wahlsieger Ciucu erklärte, es sei gut, dass die Koalition weiterbestehe. "Die Regierung hat Reformen versprochen, und es ist an der Zeit, sie umzusetzen." Er werde von seiner Position aus dabei helfen.
Der einflussreiche Bürgermeisterposten war seit Mai vakant, nachdem der zentristische, parteilose Bürgermeister Nicusor Dan sich in einer Wiederholung der Präsidentschaftswahl durchgesetzt hatte. Die Wahl fand ein Jahr nach der Annullierung einer Präsidentschaftswahl wegen des Verdachts auf russische Einmischung zugunsten eines rechtsextremen Kandidaten statt. Die annullierte Wahl stürzte Rumänien in die schwerste politische Krise seit Jahrzehnten und machte die Anfälligkeit des Landes für hybride Angriffe und Desinformation deutlich.
Die rechtspopulistische Partei AUR, deren Kandidatin sich bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag nicht durchsetzte, liegt in landesweiten Umfragen derzeit an erster Stelle. Sie lehnt Militärhilfe für die benachbarte Ukraine ab und steht der EU-Führung kritisch gegenüber. Zudem unterstützt Ansichten von US-Präsident Donald Trump, etwa in der Energie- und Einwanderungspolitik.
(Bericht von Luiza Ilie, geschrieben von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)