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08.12.2025 /11:27:40
Creditreform: So viele Firmenpleiten wie zuletzt 2014

Berlin, 08. Dez (Reuters) - Wegen der hartnäckigen Konjunkturflaute steigt die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland einer Studie zufolge auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt. Im zu Ende gehenden Jahr dürfte es rund 23.900 Insolvenzen geben, heißt es in der am Montag veröffentlichten Untersuchung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform. Das seien 8,3 Prozent mehr als 2024 und zugleich der höchste Stand seit 2014. Immerhin: Verglichen mit 2023 (+22,9 Prozent) und 2024 (+22,5 Prozent) würde sich der Zuwachs damit deutlich abschwächen.

"Viele Betriebe sind hoch verschuldet, kommen schwer an neue Kredite und kämpfen mit strukturellen Belastungen wie Energiepreisen oder Regulierung", sagte der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch. "Das setzt vor allem den Mittelstand unter massiven Druck und bricht auch vielen Betrieben das Genick."

Für 2026 ist Creditreform nicht besonders optimistisch, auch wenn es durch die geplanten Investitionen der Bundesregierung in Infrastruktur und Aufrüstung zum ersten spürbaren Wachstum nach drei Jahren Rezession und Stagnation reichen soll. "Die deutsche Wirtschaft verliert an Wettbewerbsfähigkeit", sagte Hauptgeschäftsführer Bernd Bütow. "Hohe Kosten, Bürokratie und die anhaltende Konjunkturschwäche werden das Insolvenzgeschehen weiter antreiben."

Die finanziellen Schäden für Gläubiger ? darunter Lieferanten und Banken ? durch die Insolvenzen bleiben den Angaben nach hoch. Für 2025 wird die Schadenssumme auf rund 57 Milliarden Euro geschätzt (2024: 59,1 Mrd. Euro). Im Durchschnitt belaufen sich die ausfallbedrohten Forderungen pro Insolvenzfall damit auf mehr als zwei Millionen Euro. Etwa 285.000 Arbeitnehmer seien von den Unternehmensinsolvenzen betroffen (Vorjahr: 291.000).

Auch bei Verbrauchern setzt sich der Negativtrend demnach fort. Die Zahl der Privatinsolvenzen steige 2025 um weitere 6,5 Prozent auf rund 76.300 Fälle ? den höchsten Stand seit 2016. "Hauptursache dafür ist die zunehmende Überschuldung der Menschen", sagte Hantzsch. Bundesweit würden aktuell 5,67 Millionen Bürger als überschuldet gelten. "Hohe Lebenshaltungskosten, Stellenstreichungen und steigende Arbeitslosigkeit bringen viele Haushalte an ihre Grenzen", sagte der Experte.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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