*
| Tarifverhandlungen mit Verdi ab Mitte Januar |
*
| Sechs Prozent mehr Tarifgehalt gefordert |
*
| Verdi gegen Ausgliederung zu billigeren Töchtern |
*
| Verhandlungen mit Vereinigung Cockpit festgefahren |
| (Neu: Details, Hintergrund, Vereinigung Cockpit) |
| Frankfurt, 08. Dez (Reuters) - |
Die unter Kostendruck stehende Lufthansa <LHAG.DE> hat im kommenden Jahr eine weitere offene Flanke in Sachen Tarifstreit. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fordert für die mehr als 20.000 Beschäftigten am Boden sechs Prozent mehr Geld oder mindestens 250 Euro mehr Monatsgehalt. Neben höheren Lebenshaltungskosten seien zu niedrige Gehälter in manchen technischen Bereichen im Vergleich zu Konkurrenten Argumente für höhere Löhne und Zulagen, erklärte Verhandlungsführer Marvin Reschinsky am Montag in Frankfurt. Auch gelte es, Stellenabbau und die Ausgliederung von Aufgaben in Tochterfirmen mit niedrigeren Tarifen zu verhindern.
| Die Gewerkschaft vertritt das Bodenpersonal in rund 25 |
| Betrieben bei Lufthansa Airlines, Technik und Cargo. Bei der |
| letzten Tarifrunde gelang eine Einigung erst nach einer |
| Schlichtung. Mehrere Streiktage führten zu massiven |
| Flugausfällen Anfang 2024. Das frustrierte viele Kunden und kam |
| die Lufthansa teuer zu stehen, half aber aus Sicht von Verdi |
| auch, Personalengpässe nach der Corona-Pandemie durch |
| attraktivere Konditionen zu überwinden. |
| Auch die Folgen des laufenden Kostensenkungsprogramms |
| "Turnaround" bei der Kernmarke Lufthansa will Verdi im Rahmen |
| der Tarifrunde bremsen. So fordert die Gewerkschaft einen |
| Ausgliederungsschutz. Denn am Drehkreuz München sollten |
| Beschäftigte der Passagierabfertigung in eine von der Lufthansa |
| übernommene neue Gesellschaft mit 20 Prozent niedrigeren Tarifen |
| wechseln. Das belaste die Stimmung und verursache Existenzangst, |
| weil Beschäftigte etwa befürchteten, sich die hohen Mieten im |
| Raum München nicht mehr leisten zu können, erklärte Christiane |
| Mindermann, die in dem Bereich in München arbeitet. |
| "HOFFENTLICH OHNE ARBEITSKAMPF" |
| Die erste Verhandlungsrunde ist Reschinsky zufolge für |
| den 19. Januar geplant, im Februar gebe es einen weiteren |
| Verhandlungstermin. Die Friedenspflicht, während der es keine |
| Warnstreiks geben darf, endet Mitte Februar. Die Lufthansa müsse |
| weiter in Personal für einen stabilen Flugbetrieb investieren |
| und sei gut beraten, einen anderen Verhandlungsstil an den Tag |
| legen als in der konfliktreichen letzten Tarifrunde. "Wir werden |
| unser Nötiges dazu tun, dass es diesmal hoffentlich auch ohne |
| Arbeitskampfmaßnahmen geht", sagte der Gewerkschafter. |
| Allerdings habe der Arbeitgeber mehrjährige Nullrunden und einen |
| Verzicht der Beschäftigten auf das Weihnachtsgeld gefordert. |
| Festgefahren ist unterdessen der Tarifstreit mit der |
| Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC), die höhere |
| Beiträge der Lufthansa zur betrieblichen Altersvorsorge (bAV) |
| für die rund 4800 Cockpit-Beschäftigten fordert. Wie aus einem |
| Reuters vorliegenden Rundschreiben der Tarifkommission |
| hervorgeht, hat die Lufthansa kein Angebot dazu vorgelegt. |
| Airline-Chef Jens Ritter hatte gefordert, die VC solle die |
| Forderung vom Tisch nehmen. Im Gegenzug würde die |
| Kurzstreckenflotte nicht weiter verkleinert. Ähnliche Zusagen |
| seien aber in der Vergangenheit nicht eingehalten worden, |
| erklärte die VC. Deshalb will die Gewerkschaft darüber nicht |
| verhandeln. "In dieser Situation braucht sich die Lufthansa aber |
| auch nicht zu beschweren, wenn wir für die Durchsetzung unserer |
| Interessen zur bAV streiken." Die VC hat seit der Urabstimmung |
| Ende September die Möglichkeit, zum Streik aufzurufen. |
| Ein Lufthansa-Sprecher bestätigte, dass es weiterhin |
| kein Angebot zur Altersversorgung gibt. Das sei nicht |
| finanzierbar, das Cockpit-Personal müsse vielmehr zur |
| Kostensenkung beitragen. |
(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)