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08.12.2025 /14:03:12
FOKUS 1-Magnum-Eiscreme bei Börsendebüt mit acht Mrd Euro bewertet

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Unilever spaltet Weltmarktführer ab

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Erster Kurs in Amsterdam nahe dem Referenzpreis

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Streit mit Ben & Jerry's überschattet Börsendebüt
 
(neu: weitere Details, Kursentwicklung)
London, 08. Dez (Reuters) - Der weltweit führende
Eiscreme-Hersteller Magnum <MICCT.AS> wird bei seinem Börsendebüt
in Amsterdam mit knapp acht Milliarden Euro bewertet. Der erste
Kurs lag mit 12,20 Euro noch unter dem Referenzpreis von 12,80
Euro, am Montagmittag lagen die Aktien mit 12,82 Euro leicht
darüber. Magnum war vom britischen Konsumgüterkonzern
Unilever abgespalten worden, der 19,9 Prozent der
Anteile behält, diese aber innerhalb von fünf Jahren verkaufen
will. Die übrigen Aktien wurden den Aktionären von Unilever ins
Depot gebucht. Dem ehemaligen Mutterkonzern ist die Kühlkette
von Magnum zu komplex, die er für seine übrigen Lebensmittel-
und Kosmetik-Produkte nicht braucht. Unilever-Aktien traten in
London auf der Stelle.
Magnum setzt darauf, die Produktivität mit der
Konzentration auf das Eiscreme-Geschäft zu steigern. Das
Unternehmen werde "agiler, fokussierter und ehrgeiziger denn je"
sein, erklärte Vorstandschef Peter ter Kulve. Zu Magnum gehören
auch die Marken Langnese Ben & Jerry's. Das Unternehmen kommt
auf dem weltweiten Eiscreme-Markt auf einen Marktanteil von 21
Prozent. Die Nummer zwei, Froneri (Schöller, Mövenpick,
Häagen-Dazs), die Nestle <NESN.S> und dem Finanzinvestor PAI
Partners gemeinsam gehört und auf rund elf Prozent Marktanteil
kommt, war bei einer Finanzierungsrunde im Oktober mit 15
Milliarden Euro inklusive Schulden bewertet worden.
 
Der Eiscreme-Markt wird auf 87 Milliarden Dollar
taxiert. Die Branche steht allerdings unter Druck durch den
Mega-Trend zu gesünderer Ernährung, der durch die neuen
Abnehmmedikamente von Novo Nordisk und Eli
Lilly <LLY.N> noch befeuert wird. US-Präsident Donald Trump hat
gerade eine Kampagne "Made America Healthy Again" gestartet.
 
2024 hat Magnum 7,9 Milliarden Euro umgesetzt, im ersten
Halbjahr 2025 waren es 4,5 Milliarden. Der Börsenwert entspreche
dem Achtfachen des für 2025 erwarteten operativen Ergebnisses
(Ebitda), haben die Experten von Morningstart ausgerechnet. Vor
dem Börsendebüt hatten die Analysten von Barclays eher mit einer
Bewertung von 10,1 bis 10,8 Milliarden Euro gerechnet. Unilever
hatte aber vor Verkaufsdruck gewarnt, weil Magnum - anders als
der bisherige Mutterkonzern - zunächst nicht in den FTSE-Index
der Londoner Börse aufgenommen wird. Magnum wird parallel auch
in London und New York gelistet. Mit dem niedrigen Referenzpreis
wolle Unilever neue Investoren anlocken und eine Enttäuschung
vermeiden, sagte Fernand de Boer von der Investmentbank Degroof
Petercam zu Reuters.
 
BEN & JERRY'S-VERWALTUNGSRATSCHEFIN WILL NICHT GEHEN
 
Mit der Führung von Ben & Jerry's liegen Magnum und
Unilever allerdings über Kreuz. Die Gründer hatten sich beim
Verkauf der Firma aus dem US-Bundesstaat Vermont an Unilever vor
25 Jahren weitgehende Unabhängigkeit zusichern lassen. Dazu
gehören ein eigenständiger Verwaltungsrat und eine Ben &
Jerry's-Stiftung. Das US-Unternehmen hat den Gaza-Krieg als
"Völkermord" bezeichnet und schon 2021 den Verkauf im israelisch
besetzten Westjordanland eingestellt. Ben & Jerry's ist in den
USA und Großbritannien jeweils die zweitgrößte Eiscreme-Marke
und steht für rund ein Siebtel des Magnum-Umsatzes.
 
Unilever fordert den Rückzug der seit 2018 amtierenden
Verwaltungsratschefin Anuradha Mittal, die auch Treuhänderin der
Stiftung ist. Der Konzern hat eine interne Untersuchung gegen
die Stiftung angestrengt und erklärt, Mittal sei für das Amt
nicht geeignet. Sie ist Gründerin und Chefin des
US-Forschungsinstituts Oakland Institute.
 
In der Nacht vor dem Börsengang erklärte Mittal, sie
habe keine Absicht zurückzutreten. Die Überprüfung der Stiftung
sei "nicht einfach eine Attacke gegen mich als Verwaltungsrätin.
Es ist der Versuch von Unilever, die Autorität des
Verwaltungsrats an sich zu unterminieren." Sie werde weiterhin
ihre Aufgabe mit Blick auf die soziale Mission und die
Verantwortung für die Produktqualität ausfüllen, die dem Gremium
vor 25 Jahren gegeben worden sei. Die Stiftung erklärte, Magnum
und Unilever hielten trotz vertraglicher Verpflichtungen Gelder
zur Finanzierung der Stiftung zurück.

(Bericht von Alexander Marrow und Dimitri Rhodes Geschrieben von Alexander Hübner und Sanne Schimanski Redigiert von Olaf Brenner Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)



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