Berlin, 08. Dez (Reuters) - Sorgen über langfristige Tragfähigkeit der Staatsfinanzen und die Spekulation auf Zinserhöhungen haben die Rendite 30-jähriger Bundesanleihen auf den höchsten Stand seit 2011 getrieben. Sie kletterte am Montag auf bis zu 3,463 Prozent <DE30YT=RR>. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe <DE10YT=RR>, die als Richtwert für die Euro-Zone gilt, erreichte mit 2,837 Prozent den höchsten Stand seit März.
Ein dauerhafter Anstieg der Anleiherenditen kann Experten zufolge durch höhere Zinskosten auf den Bundeshaushalt durchschlagen. "Für die Staatsfinanzierung bedeutet dies, dass sie weniger erschwinglich wird", sagte Analyst Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). "Die Schuldenlast wiegt künftig schwerer." Die Regierungen in Deutschland und anderen Ländern sollten die Marktentwicklung daher als ein Signal beachten, dass die Konsolidierung der Staatshaushalte ganz nach oben auf die Tagesordnung gehöre.
Experten führten als weiteren Grund für den Renditeanstieg die nicht gebannten Inflationsrisiken an. Führende Vertreter der Europäischen Zentralbank (EZB) erteilten daher weiteren Zinssenkungen eine Abfuhr. "Ich sehe keinen Anlass, in den kommenden Monaten zu handeln", sagte der slowakische Notenbankchef Peter Kazimir der Nachrichtenagentur Reuters. Die deutsche EZB-Direktorin Isabel Schnabel rechnet sogar eher mit einer Anhebung als mit einer Senkung als nächstem Schritt. Die Finanzmärkte würden dies so erwarten, wenn auch nicht in nächster Zeit. "Ich fühle mich mit diesen Erwartungen recht wohl", sagte Schnabel der Nachrichtenagentur Bloomberg.
Zudem verlangen Investoren einen Risikoaufschlag wegen der steigenden Schuldenstände in vielen Ländern. "Dies umso mehr, als nun die Kosten der demografischen Krise sichtbar werden, in der wir uns eigentlich seit den späten 1960er Jahren befinden, als die Geburtenrate in sich zusammengefallen ist ? nicht nur in Deutschland", sagte LBBW-Experte Niklasch.
In der vergangenen Woche hat zudem eine Verkaufswelle am japanischen Anleihemarkt auf die Euro-Zone übergegriffen. In Japan sind die Renditen auf Mehrjahreshochs gestiegen, da die dortige Zentralbank ihre Zinsen anheben könnte.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)