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08.12.2025 /15:52:33
Boeing holt Zulieferer Spirit heim - Airbus übernimmt Teile

Seattle/München, 08. Dez (Reuters) - Die Aufspaltung des US-Flugzeugzulieferers Spirit Aerosystems <SPR.N> ist unter Dach und Fach. Der US-Flugzeugbauer Boeing <BA.N>, zu dem das Unternehmen bis 2005 schon gehört hatte, übernimmt für 4,7 Milliarden Dollar den größten Teil des Geschäfts. Boeing will damit die Zulieferkette vor allem für das Erfolgsmodell 737 MAX stabilisieren. Mängel daran waren als eine Ursache für Qualitätsprobleme ausgemacht worden, die Boeing seit Jahren plagen. Vorstandschef Kelly Ortberg sprach von einem "entscheidenden Augenblick in der Geschichte von Boeing und für den künftigen Erfolg". An den Rivalen Airbus <AIRG.DE> <AIR.PA> gehen die Teile von Spirit Aerosystems, die Teile für dessen Modelle A350, A321 und A220 liefern - und auch dort für verzögerte Zulieferungen verantwortlich waren.

Airbus übernimmt gut 4000 Mitarbeiter, etwa ein Fünftel der Belegschaft von Spirit. Der europäische Flugzeugbauer muss für die Übernahme nichts zahlen, vielmehr bekommt er eine Mitgift von 439 Millionen Dollar. Zu Airbus gehören künftig Standorte in Kinston im US-Bundesstaat North Carolina und im französischen Saint-Nazaire, die Rumpfteile für den A350 herstellen, außerdem in Casablanca. Dazu kommen Teile von Werken in Belfast (Flügel und der mittlere Rumpfteil für den A220) und im schottischen Prestwick (Rumpfteile für A320 und A350).

Zu Boeing kommen künftig rund 15.000 Spirit-Mitarbeiter. Die US-Kartellbehörde FTC hatte dem US-Flugzeugbauer den Verkauf von - bereits vorher vereinbarten - Unternehmensteilen zur Auflage gemacht und gefordert, dass die Militärflugzeug-Sparte von Spirit auch künftig für Konkurrenten von Boeing arbeiten müsse. Das stellt der Flugzeugbauer sicher, indem Spirit Defense nicht in das eigene Rüstungsgeschäft integriert, sondern dort nur lose angedockt wird. Der Teil des Werks in Belfast, der nicht an Airbus geht, wird als eigenständiges Unternehmen unter dem Namen Shott Brothers geführt.

Die Fabriken und Ersatzteil-Sparten in Wichita (Kansas), in Dallas (Texas) und Tulsa (Oklahoma) sowie das Innovation Center in Prestwick werden dagegen unmittelbar Teil von Boeing. In Wichita wird der Rumpf für die Boeing 737 produziert und mit dem Zug ins Boeing-Werk in Renton im US-Bundesstaat Washington gefahren. Eine Tochter im malaysischen Subang war bereits vorher ausgegliedert worden, die Tochter Fiber Materials ging an Tex-Tech Industries.

Die bereits im Sommer 2024 angebahnte, insgesamt rund 8,3 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Spirit hatte sich wegen der Wettbewerbsprüfungen lange hingezogen. Boeing korrigiert damit eine Entscheidung aus dem Jahr 2005. Damals hatte der US-Flugzeugbauer die Werke in Oklahoma und Kansas an den Investor Onex verkauft. Um sich weniger abhängig von Boeing zu machen, hatte Spirit nach Afrika, Asien und Europa expandiert.

(Bericht von Dan Catchpole, Parth Chandna und Aishwarya Jain sowie von Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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