| - von Markus Wacket |
| Berlin, 09. Dez (Reuters) - Kurz vor einem |
| deutsch-französischen Spitzentreffen zum umstrittenen |
| Kampfjet-Projekt FCAS schlägt die SPD-Verteidigungsexpertin |
| Siemtje Möller einen Kurswechsel vor: Deutschland und Frankreich |
| sollten nicht mehr an einem identischen Flugzeug festhalten. |
| Frankreich und Deutschland hätten unterschiedliche |
| Anforderungen, sagte die SPD-Vize-Fraktionsvorsitzende und |
| frühere Staatssekretärin im Verteidigungsministerium am Dienstag |
| der Nachrichtenagentur Reuters. Frankreich brauche die |
| Fähigkeit, Nuklearwaffen zu tragen und auf Flugzeugträgern zu |
| landen. Deutschland benötige hingegen agile Jäger. "Ein |
| realistischer Weg wäre, eine gemeinsame Basis zu entwickeln und |
| diese anschließend entsprechend der eigenen Bedarfe |
| weiterzuentwickeln", so Möller. |
Bei dem Vorhaben geht es um das "Future Combat Air System" (FCAS), das größte europäische Rüstungsprojekt mit geschätzten Kosten von rund 100 Milliarden Euro. Ab 2040 soll es die heutigen Kampfjets ersetzen - in Deutschland und Spanien den Eurofighter, in Frankreich die Rafale. Das Herzstück des Projekts bleibe die Vernetzung - die sogenannte "Combat Cloud". "Bei ihr, bei den unbemannten Systemen und bei den Fähigkeiten für den elektronischen Kampf können wir weiter eng zusammenarbeiten", sagte die Parteifreundin von Verteidigungsminister Boris Pistorius. Unterschiedliche Anforderungen beim Kampfflugzeug seien kein "Abgesang auf die deutsch-französische Kooperation".
Die beteiligten Rüstungskonzerne Airbus Defence and Space <AIR.PA> <AIRG.DE> und Dassault <AM.PA> hätten klargemacht, dass sie unter den derzeitigen Bedingungen nicht in die nächste Projektphase übergehen könnten, sagte Möller. Der Bundestag werde kein Geld für ein System freigeben, das weder den Streitkräften noch der Industrie nutze. "Aus meiner Sicht befindet sich das Projekt eher in einer Phase der Anpassung, nicht in einer der Beendigung." Die Verteidigungsminister beider Länder treffen sich am Donnerstag, um eine Lösung zu suchen. Noch in diesem Jahr wird eine Entscheidung auf Ebene der Regierungschefs erwartet. Bei FCAS führt Frankreich über Dassault die Entwicklung des Kampfjets an, während Deutschland mit Airbus für die unbemannten Drohnen und die komplexe Vernetzung zuständig ist. Seit Längerem gibt es Streit über die industrielle Führung und die genauen Fähigkeiten des Jets.
(Bericht von Markus Wacket; redigiert von Kirsti Knolle Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)