Kinshasa, 09. Dez (Reuters) - Der Präsident der Demokratischen Republik Kongo, Felix Tshisekedi, hat Ruanda vorgeworfen, gegen ein von den USA vermitteltes Friedensabkommen zu verstoßen. Er habe die Vorwürfe am Montag in einer Rede vor Abgeordneten in Kinshasa erhoben, nur wenige Tage nach der Unterzeichnung neuer Vereinbarungen in Washington. Eine Stellungnahme aus Ruanda lag zunächst nicht vor. Ein Vertreter der US-Regierung erklärte, man beobachte die Lage und erwarte die sofortige Umsetzung der Friedensvereinbarungen.
Zuvor hatten tödliche Zusammenstöße die Bemühungen um eine Befriedung des mineralreichen Ostens der DR Kongo überschattet. Am Wochenende nahmen Rebellen der M23-Miliz Berichten zufolge das Dorf Luvungi nahe der Grenze zu Burundi ein. In der nahegelegenen Stadt Sange wurden bei einem Angriff bis zu 36 Menschen getötet, darunter offenbar auch Zivilisten und Kinder. Wer für den Angriff verantwortlich war, war zunächst unklar.
Erst vergangene Woche hatten Tshisekedi und der ruandische Präsident Paul Kagame in Washington ihre Zusagen zu dem ursprünglich im Juni geschlossenen Abkommen bekräftigt. Trump inszenierte die Unterzeichnung als diplomatischen Erfolg. "Wir beenden einen Krieg, der seit Jahrzehnten andauert", sagte er. Der kongolesische Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege äußerte sich jedoch scharf kritisch. "Für mich ist klar, dass dies kein Friedensabkommen ist", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.
Hintergrund des Konflikts ist ein jahrzehntelanger ethnischer Streit, der auf den Völkermord in Ruanda 1994 zurückgeht. Im Kern geht es jedoch um die Kontrolle über die riesigen Vorkommen an strategisch wichtigen Mineralien wie Kobalt und Coltan im Ostkongo. Obwohl Ruanda eine Unterstützung der M23-Rebellen bestreitet, kamen Experten der Vereinten Nationen zu dem Schluss, dass die Miliz von der Regierung in Kigali kommandiert wird. Die M23-Rebellen selbst sind nicht Teil des von den USA vermittelten Abkommens.
(Bericht von Ange Adihe Kasongo und Trevor Hunnicutt. Geschrieben von Isabelle Noack. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)