Berlin, 10. Dez (Reuters) - Die Unternehmen in Deutschland haben ihre Investitionspläne im zu Ende gehenden Jahr gestutzt. Das Barometer für die Investitionserwartungen fiel im November auf minus 9,2 Punkte, nachdem es März noch bei plus 2,4 Zählern lag, wie das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch zu seiner Konjunkturumfrage mitteilte. "Der tiefgreifende Strukturwandel und die mangelnde Attraktivität des Standorts Deutschland bremsen die Investitionsbereitschaft der Unternehmen", sagte Ifo-Konjunkturexpertin Lara Zarges. "Die anhaltende Unsicherheit über wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen verstärkt die Investitionszurückhaltung zusätzlich." Mit einem Wert von minus 3,1 Punkten fallen die Erwartungen für 2026 nicht ganz so pessimistisch aus wie für das zu Ende gehende Jahr.
Industrieunternehmen senken ihre Pläne für das laufende Jahr am stärksten. Im November fiel der Wert auf minus 17,3 Punkte, nach plus 4 Punkten im März. Vor allem im Fahrzeugbau sanken die Erwartungen, aber auch in der Chemiebranche und im Maschinenbau. "Auch im kommenden Jahr planen die Industrieunternehmen, ihre Investitionen zurückzufahren", hieß es. Hier liege das Barometer aber mit minus 6,9 Punkten höher als für 2025. Besonders pessimistisch sind die Chemieunternehmen. Im Gegensatz zu den Vorjahren, in denen die Automobilbauer für das kommende Jahr ihre Investitionen in Software sowie in Forschung und Entwicklung stets ausgeweitet haben, hätten sie ihre Pläne für 2026 gekürzt.
Auch im Handel sinken die Investitionserwartungen für das laufende Jahr. Für 2026 bleiben sie deutlich im negativen Bereich. Die Dienstleister wollen dagegen im kommenden Jahr mehr Geld in die Hand nehmen, ergab die Ifo-Umfrage.
Europas größte Volkswirtschaft steckt in der Krise. Sie ist in den vergangenen beiden Jahren geschrumpft, während es nach Prognose von Ökonomen für 2025 nur zu einem Mini-Plus reichen dürfte. 2026 erwartet das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) dann mit 0,9 Prozent erstmals wieder ein etwas kräftigeres Wachstum. Ein Drittel davon soll allerdings durch mehr Arbeitstage zusammenkommen, da einige Feiertage auf das Wochenende fallen. Zudem schieben die Investitionen der Regierung in Verteidigung und Infrastruktur die Konjunktur an.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)