Amsterdam, 10. Dez (Reuters) - Im Streit um die Kontrolle des Chipherstellers Nexperia setzt der Mutterkonzern Wingtech offenbar auf Verhandlungen. Das chinesische Unternehmen habe die niederländischen Treuhänder von Nexperia zu einem Gespräch eingeladen, sagte ein Insider am Mittwoch. Einer der beiden Verwalter, Arnold Croiset van Uchelen, bestätigte den Erhalt eines solchen Schreibens. Er und sein Kollege Guido Dierick seien offen für Gespräche. Zu Details wollte er sich nicht öffentlich äußern.
Die Niederlande hatten vor einigen Monaten die Kontrolle bei Nexperia übernommen. Damit soll der mutmaßliche Transfer wichtiger Technologien nach China verhindert werden. Als Reaktion darauf verbot die Regierung in Peking den Export von Nexperia-Chips. Diese werden zwar zu großen Teilen in Europa produziert, in China jedoch in Kunststoff-Schutzhüllen eingegossen und zum Einbau in elektronische Bauteile vorbereitet. Das Exportverbot gefährdet die Produktion bei europäischen Autobauern, da Nexperia der weltgrößte Anbieter relativ simpler und kostengünstiger Dioden und Transistoren ist. Diese kommen in zahlreichen Fahrzeugkomponenten zum Einsatz. Einige Autozulieferer mussten ihre Produktion bereits drosseln.
Nexperias Mutterkonzern Wingtech steht wegen angeblicher Gefahren für die nationale Sicherheit auf einer Sanktionsliste der USA. Das Embargo ist Teil der Bemühungen, den technologischen und militärischen Aufstieg Chinas zu bremsen. Die Niederlande spielen in diesem Konflikt eine Schlüsselrolle, da sie die Heimat von ASML <ASML.AS> sind, dem weltweit führenden Anbieter von Maschinen zur Chipproduktion. Auf Druck der USA hat die Regierung in Den Haag den Export dieser Technologie nach China stark eingeschränkt. Wegen der politischen Spannungen mit der Volksrepublik als Folge des Nexperia-Streits hatte der niederländische Wirtschaftsminister Vincent Karremans unlängst einen geplanten Besuch in China abgesagt.
(Bericht von Toby Sterling, geschrieben von Hakan Ersen, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)