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10.12.2025 /15:43:20
FOKUS 1-Regulierer billigt Stromnetzbetreibern ab 2029 höhere Erlöse

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Netzagentur legt neue Regeln für Erlöshöhe vor



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Stromnetzbetreiber können mehr erwarten, Gasnetzbetreiber nicht



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Energiebranche kritisiert Vorschläge als unzureichend
 
(Neu: Äußerungen auf Pressekonferenz, Hintergrund)
Berlin/Düsseldorf, 10. Dez (Reuters) - Die
Bundesnetzagentur will mit neuen Regeln für Strom- und
Gasnetzbetreiber Investitionen in die Energiewende erleichtern
und zugleich die Kosten für Verbraucher im Zaum halten. Mit dem
neuen Rahmen könnten die Stromnetzbetreiber ab der nächsten
Regulierungsperiode 2029 ihre Erlöse um 1,4 Prozent erhöhen,
teilte die Behörde an Mittwoch mit. "Investitionen in die
deutschen Stromnetze werden in Zukunft attraktiver", sagte der
Präsident der Bonner Behörde, Klaus Müller, in einer
Telefonkonferenz mit Journalisten. Die Regulierung werde
einfacher und unbürokratischer. "Die Netzbetreiber sind
angehalten, jeden Euro effizienter einzusetzen im Interesse von
Haushalten, Gewerbe und Industrie."
Die Stromnetze müssen in den kommenden Jahren im Zuge
der Energiewende mit Milliardeninvestitionen ausgebaut und
modernisiert werden. Die Kosten werden auf die Stromkunden
umgelegt. Der Anteil der Netzkosten am Strompreis beträgt bei
Haushaltskunden rund ein Viertel bis ein Drittel.
 
Kern der neuen Festlegungen ist die Weiterführung der
sogenannten Anreizregulierung für alle Gasnetzbetreiber ab 2028
und die Verteilnetzbetreiber für Strom ab 2029. Kosten werden
weiterhin in einem Basisjahr geprüft und für eine
Regulierungsperiode fortgeschrieben. Kostenveränderungen sollen
schneller erfasst werden, indem die Regulierungsperioden
perspektivisch auf drei Jahre verkürzt werden - allerdings erst
ab der übernächsten Periode.
 
BEHÖRDE: GASNETZE EHER SCHRUMPFENDES GESCHÄFTSMODELL
In derm Erlöszuwchs, der von der Behörde gewährt wird,
sind weitere Erlöseffekte aus steigenden Investitionen oder dem
höheren Zinsniveau noch nicht enthalten. Bei Gasnetzbetreibern
werde durch die neuen Regelungen ein Erlösrückgang erwartet,
sagte die Vize-Präsidentin der Netzagentur, Barbie Haller.
"Angesichts aktuell erheblicher Überrenditen und einem eher
schrumpfenden Geschäftsmodell ist dies aber aus unserer Sicht
folgerichtig". Die Branche besteht in Deutschland aus rund 900
Unternehmen, die meisten davon Stadtwerke, aber auch
börsennotierten Konzerne wie E.ON <EONGn.DE> oder EnBW <EBKG.DE>.
Hier stießen die Vorschläge auf Enttäuschung. "Die heute
veröffentlichten ersten Festlegungen bleiben nach erster
Sichtung hinter den Erfordernissen der Energiewende und den
Erwartungen der Branche zurück", sagte eine E.ON-Sprecherin. Es
sei aktuell nicht erkennbar, wie das angekündigte
investitionsfreundliche Umfeld für Netzbetreiber sichergestellt
werden solle. Die Vorsitzende der Geschäftsführung des
Energielobbyverbandes BDEW, Kerstin Andreae, kritisierte: "Mit
den vorliegenden Festlegungen werden viele Netzbetreiber ihre im
Vertrauen auf einen angemessenen Regulierungsrahmen geplanten
Investitionsprogramme überprüfen und neu ausrichten." Die
Detail-Änderungen gegenüber früheren Entwürfen reichten nicht
aus, um die dringend notwendigen Investitionen in die
Verteilnetze auf Rekordniveau auszulösen, betonte der
Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU)
Ingbert Liebing. "Die Energiewende ist eine
Gemeinschaftsaufgabe. Wir erwarten, dass die Regulierung sie
unterstützt, nicht behindert."

(Bericht von Holger Hansen, Vera Eckert, Tom Käckenhoff; redigiert von Ralf Banser Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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