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10.12.2025 /17:30:54
FOKUS 1-Bundesregierung erteilt Plänen für neue Verteidigungsbank eine Absage

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Fokus auf bestehende Finanzierungsinstrumente

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Keine Staatsbeteiligungen geplant

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Initiativen dürften damit keine Erfolgschancen haben

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Neue Banken wollten Aufrüstung in Europa beschleunigen
 
(neu: weitere Details, Hintergrund)
Berlin, 10. Dez (Reuters) - Die Bundesregierung hat
Plänen für eine neue multilaterale Verteidigungsbank eine Absage
erteilt. Das Bundesfinanzministerium teilte der
Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch auf Anfrage mit, die
Schaffung weiterer Finanzierungsinstrumente für den
Rüstungssektor werde abgelehnt. "Die Stärkung der
Verteidigungsfähigkeit ist für die Bundesregierung eine neue
Priorität", sagte eine Sprecherin des SPD-geführten
Ministeriums. "Allerdings lehnt die Bundesregierung es ab,
weitere Finanzierungs- und Förderinstrumente für den
Rüstungsbereich zu schaffen. Der Fokus der Bundesregierung liegt
auf der schnellen Umsetzung bestehender Instrumente." Die
Finanzierung solle über das neu geschaffene EU-Programm SAFE
(Security Action for Europe) erfolgen, das den Mitgliedstaaten
Darlehen von bis zu 150 Milliarden Euro für die gemeinsame
Beschaffung zur Verfügung stelle.

Zwei konkurrierende Initiativen für eine neue multilaterale Institution zur Aufrüstung Europas werben derzeit um die Unterstützung von Regierungen und Banken. Sowohl die "European Rearmament Bank" (ERB) als auch die "Defence, Security and Resilience Bank" (DSRB) zielen darauf ab, eine Institution mit der besten Bonitätsnote "AAA" zu schaffen, um schnell Kapital für die europäische Verteidigungsbeschaffung zu mobilisieren.

Ein Sprecher der ERB sagte, eine multilaterale Verteidigungsbank würde eine größere Schlagkraft bieten als die bestehenden Initiativen. Eine solche Bank würde "Anreize für den Kapazitätsausbau schaffen, Kirchturmdenken reduzieren und mehr für das Geld im Verteidigungsbereich herausholen". Ein Sprecher der DSRB lehnte eine Stellungnahme ab.

Die Sprecherin des Finanzministeriums sagte, solche Konzepte würden weder in EU- noch in Nato-Gremien behandelt. "Es gibt insoweit keinen Prozess zur Diskussion einer etwaigen staatlichen Beteiligung." Ohne Staatsbeteiligung dürfte es sehr schwer sein, von Rating-Agenturen ein "AAA" zu bekommen, mit dem man sich am Kapitalmarkt vergleichsweise sehr günstig verschulden kann. Deutschland hat selbst ein solches Rating und insofern keine Vorteile durch eine neue Spezialbank. Dies gilt auch für andere europäische Länder.



PLÄNE JETZT VERMUTLICH GEPLATZT
 
Die Pläne für eine neue multilaterale Verteidigungsbank
haben durch die Absage der Bundesregierung einen schweren
Rückschlag erlitten. Großbritannien hatte sich schon im
September gegen eine Beteiligung ausgesprochen. Ein Sprecher des
Bundesverteidigungsministeriums verwies ausdrücklich auf die
günstigen Refinanzierungsmöglichkeiten Deutschlands.
"Deutschland kann sich zu besten Konditionen an den Märkten
refinanzieren und hätte durch eine Kreditaufnahme über eine
multilaterale Bank keine Finanzierungsvorteile", sagte er.
 
DSRB will als Ergänzung zum bestehenden EU-Programm SAFE
direkt Kredite an Rüstungsfirmen vergeben und strebt an, 100
Milliarden Pfund (114,4 Milliarden Euro) zu mobilisieren.
Unterstützt wird die Initiative unter anderem von der Deutschen
Bank <DBKGn.DE>, JPMorgan <JPM.N>, der Commerzbank <CBKG.DE> und
ING <INGA.AS>. Die konkurrierende ERB will europäische
Nato-Staaten als Anteilseigner gewinnen. Mit rund zehn
Milliarden Euro an Kapitaleinlagen will sie bis zu 250
Milliarden Euro an den Kapitalmärkten aufnehmen. Einem früheren
Memo zufolge hat die ERB der DSRB einen Zusammenschluss
vorgeschlagen, um einen Wettbewerb zu vermeiden.
 
Die USA haben den Druck auf die europäischen Nato-Länder
erhöht. Vertreter des Pentagons hatten vergangene Woche erklärt,
die USA erwarteten, dass Europa bis 2027 den Großteil der
konventionellen Verteidigungsfähigkeiten der Nato übernehme.

(Bericht von Maria Martinez und Sabine Siebold, geschrieben von Christian Krämer, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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