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| Machado nicht rechtzeitig in Oslo |
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| Tochter nimmt Preis entgegen und liest Rede vor |
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| Machado hat Nobelpreis auch Trump gewidmet |
| (Neu: Rede, Reisepläne laut Zeitung, Hintergrund) |
| Olso, 10. Dez (Reuters) - Die venezolanische |
| Friedensnobelpreisträgerin Maria Corina Machado hat Demokratien |
| zum Kampf für die Freiheit aufgerufen. Der Preis erinnere die |
| Welt daran, dass Demokratie für den Frieden unerlässlich sei, |
| sagte sie in ihrer am Mittwoch in Oslo von ihrer Tochter Ana |
| Corina Sosa Machado verlesenen Dankesrede. Machado selbst konnte |
| an der Zeremonie nicht teilnehmen, war jedoch nach eigenen |
| Angaben auf dem Weg in die norwegische Hauptstadt. Die |
| 58-jährige Ingenieurin lebt seit mehr als einem Jahr im |
| Untergrund und ist mit einem jahrzehntelangen Ausreiseverbot der |
| venezolanischen Behörden belegt. |
Bei der Preisverleihung in Anwesenheit des norwegischen Königs Harald hing ein großes Porträt der Preisträgerin im Rathaus von Oslo. Ihre Tochter nahm auch den Preis stellvertretend entgegen. Ihr stockte die Stimme, als sie über ihre Mutter sprach. Der Preis "erinnert die Welt daran, dass Demokratie für die Freiheit unerlässlich ist", hieß es in der Rede weiter. "Was wir Venezolaner der Welt bieten können, ist die Lehre, die auf diesem langen und schwierigen Weg geformt wurde: dass wir bereit sein müssen, für die Freiheit zu kämpfen, um eine Demokratie zu haben."
Machado hatte Venezuela einem Bericht der Zeitung "Wall Street Journal" zufolge am Dienstag per Boot verlassen und war auf die Karibikinsel Curacao gereist. In einer vom Nobelinstitut veröffentlichten Audioaufnahme sagte Machado, sie besteige ein Flugzeug. Der Leiter des Instituts, Kristian Berg Harpviken, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, sie werde im Laufe der Nacht erwartet.
Das norwegische Nobelkomitee zeichnet Machado für ihren "unermüdlichen Einsatz für die demokratischen Rechte des venezolanischen Volkes und für ihren Kampf um einen gerechten und friedlichen Übergang von der Diktatur zur Demokratie" aus. Sie war bei der Präsidentschaftswahl 2024 trotz eines überwältigenden Sieges bei den Vorwahlen der Opposition von der Teilnahme ausgeschlossen worden. Nach der umstrittenen Abstimmung, bei der die Behörden Präsident Nicolas Maduro zum Sieger erklärten, tauchte sie im August 2024 unter. Die Opposition beansprucht den Wahlsieg jedoch weiter für sich und verweist auf internationale Beobachter sowie eigene Auszählungen.
Als Machado den Friedensnobelpreis im Oktober zugesprochen bekam, widmete sie ihn teilweise US-Präsident Donald Trump, der sich mehrfach selbst für den Preis ins Spiel gebracht hatte. Die US-Regierung hatte die Verleihung an Machado statt an Trump kritisiert. Reuters berichtete im Oktober unter Berufung auf mehr als 50 Insider, dass sich Machados Verbündete vor und nach Trumps Amtsantritt mehrfach mit dessen Beratern getroffen hätten. Den Angaben zufolge argumentierte die Opposition, Maduro sei eine direkte Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA. Die US-Geheimdienste haben dies angezweifelt.
Die Konservative Machado hat versprochen, die Ölindustrie Venezuelas durch umfassende Privatisierungen für US- und andere Investoren zu öffnen. Ihren wirtschaftspolitischen Vorstellungen zufolge könnte Venezuela unter der Führung ihrer Bewegung innerhalb von 15 Jahren einen Wohlstand von 1,7 Billionen Dollar erwirtschaften. Die US-Regierung übt seit Monaten Druck auf Venezuela aus, unter anderem durch Angriffe auf mutmaßliche Drogenschmuggler-Boote, Drohungen mit Militäreinsätzen und die Einstufung des Kartells Cartel de los Soles als ausländische Terrororganisation. Maduro wirft Trump vor, ihn stürzen zu wollen, um Zugang zu den Ölreserven zu erhalten.
Der Friedensnobelpreis ist mit elf Millionen schwedischen Kronen (knapp eine Million Euro) dotiert und wird stets am 10. Dezember in Oslo überreicht. Das Datum ist der Todestag des schwedischen Industriellen Alfred Nobel, der die Auszeichnungen 1895 in seinem Testament gestiftet hatte. Frühere Preisträger waren unter anderem der US-Bürgerrechtler Martin Luther King, Bundeskanzler Willy Brandt und, als erste Frau, die österreichische Pazifistin Bertha von Suttner.
(Bericht von Gwladys Fouche, Terje Solsvik, Miguel Pereira, Tom Little, Leonhard Foeger und Ilze Filks. Bearbeitet von Philipp Krach und Scot W. Stevenson. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)