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13.11.2024 /15:25:19
SPOTANALYSE-Ökonomen zum Anstieg der US-Inflation auf 2,6 Prozent

Washington/Berlin, 13. Nov (Reuters) - Die US-Inflation ist im Oktober stärker geworden. Die Verbraucherpreise stiegen um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, nach 2,4 Prozent im September, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte hatten mit diesem Wert gerechnet. Von September auf Oktober zogen die Preise um 0,2 Prozent an.

Analysten sagten zu den Daten in ersten Reaktionen:

CHRISTOPH BALZ UND BERND WEIDENSTEINER, COMMERZBANK:

"Es zeigt sich, dass der Inflationsdruck nur sehr langsam nachlässt. Die Daten sprechen nicht gegen weitere Zinssenkungen der US-Notenbank, könnten aber diejenigen stützen, die das Tempo der Zinssenkungen verringern wollen. Wir erwarten weiterhin auf der nächsten Sitzung im Dezember eine Senkung um 25 Basispunkte. Das Risiko nimmt zu, dass die Fed Anfang 2025 auch einmal eine Sitzung auslässt und die Zinsen dann nicht senkt. Für ein abschließendes Urteil ist es aber noch zu früh. Auch die Fed wird zunächst weitere Daten abwarten."

THOMAS GITZEL, CHEFÖKONOM VP BANK:

"Ein Gefahrenherd für die Preisentwicklung bleiben die von Donald Trump in Aussicht gestellten höhere Zölle. Die Inflationsrate könnte im Falle von hohen Strafzöllen gegenüber China deutlich steigen, kommen doch viele Konsumartikel dorther. Gerade die Unsicherheit bezüglich der Trump´schen Zollpolitik könnte auch die US-Notenbank ins Schwimmen bringen. Die US-Notenbank wird bei ihrem datenabhängigen Ansatz bleiben und von Sitzung zu Sitzung entscheiden. Vorerst dürften jedoch noch Zinssenkungen auf der Agenda stehen. Der reale Leitzins, also der Abstand zwischen Leitzins und Inflationsrate, ist im historischen Vergleich noch immer relativ hoch und bietet der Fed Raum für weitere geldpolitische Lockerungen ? trotz des Anstiegs der Inflationsrate im Oktober. Die Fed wird im Dezember den Leitzins erneut um 25 Basispunkte reduzieren."

ELMAR VÖLKER, LBBW:

"Anders als so oft in den zurückliegenden Monaten haben die Inflationsdaten aus den USA dieses Mal keinerlei Überraschung bereitgehalten. Der Anstieg der Jahresrate geht auf Basiseffekte zurück, weil das Preisniveau im Vergleichsmonat Oktober 2023 relativ niedrig war. Einen überproportional hohen Anteil an der Teuerung tragen weiter die Wohnkosten. Preistreiber waren im Oktober zudem Gebrauchtwagen und Flugtickets. Die weiter erhöhte Kernrate zeigt derweil aus Sicht der US-Notenbank, dass noch ein gutes Stück Wegstrecke zu gehen ist, bis die Rückkehr zum Stabilitätsziel von zwei Prozent eingetütet ist. Dies gilt umso mehr, als das Drohpotenzial inflationierender Effekte durch die angekündigte Politik des künftigen US-Präsidenten Donald Trump bereits am Horizont aufscheint. Die heute veröffentlichten Daten halten derweil die Tür für eine weitere 'kleine' Zinssenkung auf der Fed-Sitzung am 18. Dezember offen. Ob es dazu kommt, hängt nun vor allem vom Arbeitsmarktbericht für den Monat November ab, der am 6. Dezember zur Veröffentlichung ansteht."

BASTIAN HEPPERLE, HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK:

"Ein ungünstiger Basiseffekt hebt die Jahresteuerungsrate. Die Fed dürfte darüber hinwegsehen und im Dezember ihren Zinssenkungskurs fortsetzen. Daran wird sich auch Anfang 2025 nichts ändern, da der aktuell noch restriktive Kurs der Geldpolitik nicht mehr notwendig ist. Vor der Tür steht jedoch ein Politikmix der Trump-Regierung, der sich ab Mitte 2025 als inflationstreibend erweisen dürfte. Spätestens dann ist Schluss mit den Leitzinssenkungen."

(Büro Washington, geschrieben von Klaus Lauer, - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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