Sao Paulo/Brasilia, 18. Jul (Reuters) - Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva hat den Forderungen von US-Präsident Donald Trump im Zollstreit eine entschiedene Abfuhr erteilt und die Zölle als Erpressung bezeichnet. In einer abendlichen Fernseh- und Radioansprache an die Nation sagte Lula am Donnerstag (Ortszeit): "Wir haben eine Antwort erwartet, und was wir erhalten haben, war eine inakzeptable Erpressung in Form von Drohungen gegen brasilianische Institutionen und falschen Informationen über den Handel zwischen Brasilien und den Vereinigten Staaten." Er fügte hinzu, dass sich die Verteidigung der brasilianischen Souveränität auch auf den Schutz des Landes vor den Aktionen ausländischer digitaler Plattformen erstrecke.
Kurz zuvor sprach Lula auf einer Versammlung linker Studenten im Bundesstaat Goias. "Kein Gringo wird diesem Präsidenten Befehle erteilen", sagte der Präsident. In Brasilien ist "Gringo" ein gängiger Begriff für Ausländer, ohne die abwertende Bedeutung, die er in anderen Teilen Lateinamerikas hat. Lula, der in leuchtend rotem Hemd vor den Studenten sprach, gab sich auch im Vorgehen gegen US-Techgiganten unnachgiebig, was von der US-Regierung scharf kritisiert wird. Brasilianische Staatsanwälte ermitteln gegen die Konzerne wegen des Verdachts, unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit Hass, Gewalt und Lügeninformationen zuzulassen.
Allerdings schließt Lula Verhandlungen mit Trump nicht aus. Außenminister Mauro Vieira sagte am Donnerstag im Sender CNN Brasil: "Wenn die Umstände gegeben sind, werden sie sprechen." Die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas hat aber auch Vergeltungsmaßnahmen für den Fall vorbereitet, dass es zu keiner Einigung mit den USA im Zollstreit kommt.
Trump hatte vergangene Woche Zölle in Höhe von 50 Prozent für Importe aus Brasilien angekündigt und dies mit unfairen Handelspraktiken begründet. Zudem kritisiert Trump Ermittlungen gegen den rechtspopulistischen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro, dem Umsturzversuche vorgeworfen werden, nachdem er seine Wahlniederlage nicht anerkannt hatte.
(Bericht von Andre Romani, Fabricio de Castro, Gabriel Araujo, Isabel Teles und Bernardo Caram, geschrieben von Alexandra Falk und Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)