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12.05.2025 /19:32:15
FOKUS 2-USA-China-Deal sorgt für Kaulaune an Europas Börsen

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USA und China rüsten im Handelskrieg ab

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Ökonom: Abkommen "besser als erwartet"

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Dollar legt kräftig zu

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Selenskyj-Putin-Treffen setzt Rüstungswerten zu
 
(Neu: Schlusskurse, Wall Street)
Frankfurt, 12. Mai (Reuters) - Die Annäherung zwischen
den USA und China im Handelsstreit hat an den europäischen
Aktienmärkten für kräftigen Rückenwind gesorgt. Der Dax <.GDAXI>
sprang zum Wochenstart auf ein frisches Allzeithoch von
23.911,98 Punkten, bevor er die Kursgewinne deutlich
einschränkte und 0,3 Prozent fester mit 23.566,54 Punkten aus
dem Handel ging. Der EuroStoxx50 <.STOXX50E> zog um 1,6 Prozent
auf 5392 Zähler an. An der Wall Street lagen die drei
wichtigsten Börsenindizes <.SPX> <.IXIC> am Montag jeweils
mehr als zwei Prozent im Plus.

Nach Verhandlungen in Genf haben sich beide Seiten auf deutlich niedrigere Zollsätze und eine 90-tägige Stillhaltefrist geeinigt. Die USA werden der Vereinbarung zufolge die Zusatzzölle auf chinesische Importe von 145 auf 30 Prozent senken. Die chinesischen Zölle auf Einfuhren aus den USA sollen von 125 auf zehn Prozent sinken.

"Es sieht so aus, als ob Trump seine hohen Forderungen zurückziehen muss und in der Realität angekommen ist. Für die Märkte ist das erst mal positiv", sagte Carsten Brzeski, Chefvolkswirt bei der niederländischen Großbank ING. "Trotzdem bleibt das Zollniveau höher als zu Jahresanfang und ein Deal ist noch nicht ausgemachte Sache. Nur weil das Worst-Case-Szenario nicht eintritt, ist nicht alles gut."

DOLLAR IM HÖHENFLUG - GOLD GIBT NACH

Anleger atmeten nach der Einigung dennoch auf und schoben die Furcht vor steigenden Preisen bei zugleich schwacher Konjunktur zunächst zur Seite. Das Abkommen ging nach der wochenlangen Konfrontation über die Erwartungen vieler Analysten hinaus. "Das ist besser als ich erwartet hatte. Ich dachte, die Zölle würden auf etwa 50 Prozent gesenkt", sagte etwa Zhiwei Zhang, Chefvolkswirt bei Pinpoint Asset Management.

Der Dollar legte in Folge kräftig zu. Der Dollarindex <=USD>, der die US-Währung gegenüber einem Währungskorb einschließlich Yen und Euro misst, stieg um 1,3 Prozent auf 101,93 Punkte. Der Euro <EUR=> büßte im Gegenzug um bis zu 1,5 Prozent auf 1,1073 Dollar ein.

Nach unten ging es auch für das als sicherer Hafen geltende Gold <XAU=>. Der Preis für das gelbe Edelmetall gab nach der jüngsten Rally um 3,5 Prozent auf bis zu 3208 Dollar je Feinunze nach. "Der Rutsch im Goldpreis zeigt eindrucksvoll, dass der Absicherungsbedarf der Investoren sinkt", kommentierte Jochen Stanzl, Marktanalyst beim Broker CMC Markets.

TECH-WERTE IM AUFWIND - RÜSTUNGSWERTE UNTER DRUCK

Die angekündigten Zoll-Senkungen beflügelten Aktien aus mehreren Sektoren. Kursanstiege bei Chipkonzernen wie Infineon <IFXGn.DE>, ASM International <ASMI.AS> und STMicroelectronics <STMPA.PA> hievten den europäischen Index der Technologiewerte <.SX8P> um 3,4 Prozent ins Plus. Gefragt waren zudem die Titel der Container-Reedereien Hapag-Lloyd <HLAG.DE> und Maersk, die um 13 beziehungsweise elf Prozent zulegten. Anleger griffen auch bei Aktien von Luxuskonzernen mit einem großen China-Geschäft zu. Der Branchenindex <.STXLUXP> kletterte in der Spitze um fünf Prozent. Auch die Sportartikelhersteller Puma <PUMG.DE> und Adidas <ADSGn.DE> kletterten um 6,5 und knapp vier Prozent.

Aus den Depots flogen dagegen die Aktien der Rüstungskonzerne Hensoldt <HAGG.DE> und Rheinmetall <RHMG.DE>, die um mehr als elf und knapp sechs Prozent abrutschten. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich bereiterklärt, am Donnerstag in der Türkei mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu Gesprächen zusammenzutreffen. Die Europäer setzten Russland nach Angaben der Bundesregierung ein Ultimatum bis Mitternacht für eine Feuerpause im Ukraine-Krieg.

Die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, die Preise für verschreibungspflichtige Medikamente in den USA zu senken, belastete zudem zeitweise europäische Pharmakonzerne. Im Handelsverlauf machten sie ihre Verluste aber wieder wett, sodass der entsprechende Branchenindex <.SXDP> ein halbes Prozent fester aus dem Handel ging. "Der Markt hat sehr strenge Regeln eingepreist, aber es wird schwierig sein, diese durchzusetzen", kommentierte Patrick Armstrong von Plurimi Wealth. Zudem sei die Anordnung von Trump etwas vage gehalten.

(Bericht von Stefanie Geiger, Zuzanna Szymanska, redigiert von Scot W. Stevenson Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)



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