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13.05.2025 /06:00:00
Institut: Arbeitslosenzahl im Sommer über Drei-Millionen-Marke

Berlin, 13. Mai (Reuters) - Die Zahl der Arbeitslosen wird dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge im Sommer die Marke von drei Millionen überschreiten. Das habe es zuletzt 2010 gegeben, hieß es in der am Dienstag veröffentlichten Konjunkturprognose der Kölner Forscher. "Die deutsche Wirtschaft steht unter enormem Druck", sagte IW-Konjunkturchef Michael Grömling. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte demnach in diesem Jahr um 0,2 Prozent schrumpfen. Noch im Dezember hatte das arbeitgebernahe Institut zumindest ein Mini-Plus von 0,1 Prozent vorausgesagt. Nun erwartet es das dritte Minus-Jahr in Folge - eine so lange Durststrecke hat es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nicht gegeben.

Alle anderen großen Volkswirtschaften der Welt dürften dagegen wachsen. So soll es für die Euro-Zone trotz der erwarteten Rezession in ihrer größten Volkswirtschaft zu einem Plus von 0,8 Prozent reichen, während die USA ungeachtet des Zollkonflikts 1,3 Prozent und China sogar vier Prozent Wachstum schaffen sollen. Deutschland leide ganz besonders unter dem von US-Präsident Donald Trump mit hohen Strafzöllen angezettelten Handelsstreits, aber auch unter weltweiten Unsicherheiten und anhaltend niedrigen Investitionen. "Hinzu kommen Sorgen aus dem eigenen Land: Nach wie vor sind die Standortkosten hoch, bei größeren Anschaffungen bleiben viele Deutsche vorsichtig", so das IW. Deutschland bleibe daher in der Rezession.

"Die neue Regierung hat es jetzt in der Hand", sagte Grömling. "Eine Trendwende ist möglich und überfällig." Das geplante Infrastruktursondervermögen könne die Konjunktur ankurbeln, wenn es mit schnellen Planungsverfahren abgerufen werde. Zudem würden die Unternehmen unter unnötig viel Bürokratie und hohen Steuern leiden. "Die neue Koalition hat Entlastungen angekündigt ? je schneller sie kommen, desto besser", mahnte das Institut.

Die US-Handelspolitik wird als größtes Risiko für die Weltwirtschaft in diesem Jahr bezeichnet. Nach IW-Berechnungen dürfte die globale Wirtschaftskraft ohne die US-Zollpolitik 2025 um bis zu 0,8 Prozent höher ausfallen. Die internationale Verunsicherung halte viele Unternehmer davon ab, zu investieren. Vor allem größere Anschaffungen wie neue Maschinen und Fahrzeuge dürften abnehmen.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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