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15.12.2025 /08:45:00
WSI-Institut: Reallöhne legen 2025 leicht zu - Verluste nicht aufgeholt

Berlin, 15. Dez (Reuters) - Die Tarifbeschäftigten in Deutschland können in diesem Jahr einer Studie zufolge nur von einem kleinen Reallohnzuwachs profitieren. Die Tariflöhne seien 2025 nominal um durchschnittlich 2,6 Prozent gestiegen, wie am Montag aus der Jahresbilanz des Tarifarchivs des WSI-Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervorgeht. Nach Abzug der Inflation von geschätzt 2,2 Prozent bleibe nur noch ein reales Plus von 0,4 Prozent. "Nach den außergewöhnlichen Tarifrunden zur Hochinflationsphase hat sich die Tarifentwicklung in diesem Jahr wieder weitgehend normalisiert", sagte der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten.

Mit 2,6 Prozent entspreche die Tariflohnerhöhung exakt der durchschnittlichen jährlichen Zuwachsrate in den 2010er Jahren.

Das nominale Plus fiel damit deutlich geringer aus als in den beiden Vorjahren mit Steigerungen von 5,5 Prozent (2023) und 5,4 Prozent (2024).

Trotz des leichten Zuwachses konnten die realen Verluste bei den Tariflöhnen aus den Inflationsjahren 2021 bis 2023 noch nicht vollständig ausgeglichen werden. Ein Grund für die gedämpfte Entwicklung sei der Wegfall der Inflationsausgleichsprämien, die in den Vorjahren als steuerfreie Einmalzahlungen gewährt wurden. Ohne diesen Effekt wären die Tariflöhne laut WSI rechnerisch um 4,2 Prozent gestiegen. "Auch wenn die Inflationsausgleichsprämien in der Krisenzeit vielen Beschäftigten sehr geholfen haben, zeigt sich nun ihre Kehrseite", erklärte Schulten.

Insgesamt profitierten den Angaben zufolge rund 20 Millionen Beschäftigte von tariflichen Lohnerhöhungen. Die Tarifrunde 2025 selbst war mit neuen Abschlüssen für rund 6,3 Millionen Beschäftigte jedoch vergleichsweise klein. Große Branchen wie die Metall- und Elektroindustrie oder der Einzelhandel verhandelten in diesem Jahr nicht. Geprägt wurde die Runde unter anderem von Abschlüssen im öffentlichen Dienst von Bund und Gemeinden sowie bei der Deutschen Post und der Deutschen Bahn. Die Verhandlungen für den öffentlichen Dienst der Länder sind noch nicht abgeschlossen. Nach ersten Warnstreiks soll es Mitte Januar weitergehen.

Im kommenden Jahr stehen wieder mehr Arbeitskämpfe um höhere Löhne an. Zwischen Dezember 2025 und November 2026 laufen die von den DGB-Gewerkschaften ausgehandelten Vergütungstarifverträge für etwa zehn Millionen Beschäftigte aus.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Christian Rüttger - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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