- von Laurie Chen und David Lawder |
Peking/Washington, 10. Mai (Reuters) - China und die USA |
haben am Samstag in Genf einen ersten Versuch gestartet, ihren |
Zollkrieg auf dem Verhandlungsweg beizulegen. Bei dem Treffen in |
Genf geht es aus Sicht von Beobachtern darum, aus einer |
Situation herauszukommen, in der beide Seiten eigentlich nur |
verlieren können. Dabei gilt es nach dem Auftürmen der |
Zollhürden, das Gesicht zu wahren. China steht im Epizentrum des |
globalen Handelskriegs von US-Präsident Donald Trump. Der |
Konflikt hat die Finanzmärkte erschüttert, Lieferketten |
durcheinandergewirbelt und das Risiko eines weltweiten |
Konjunkturabschwungs erhöht. Dennoch hält Trump eisern an seinen |
Zielen fest: Die USA wollen das Handelsdefizit mit der |
Volksrepublik abbauen und China davon überzeugen, sein aus |
US-Sicht merkantilistisches Wirtschaftsmodell aufzugeben. |
"China sollte seinen Markt für die USA öffnen ? das wäre so gut für sie!!!", schrieb Trump wenige Stunden vor dem Auftakt der Gespräche in der Schweiz auf seiner Online-Plattform Truth Social. Zugleich schob er ein erstes Lockangebot hinterher und stellte die Zahl von "80 Prozent Zoll auf China" in den Raum. Dies erscheint noch immer hoch, doch im April hatte der Republikaner einen Zoll von 145 Prozent auf chinesische Waren angeordnet, den die Volksrepublik mit einem Gegenzoll von 125 Prozent auf amerikanische Güter konterte.
China strebt an, dass Washington Zölle abbaut und klarstellt, welche Waren die Volksrepublik in den USA aus Sicht Washingtons stärker nachfragen sollte. Wichtig ist Peking zugleich, dass China auf der Weltbühne gleichberechtigt behandelt wird.
Die beiden Seiten scheinen deutlich weiter voneinander entfernt als während des Handelskonflikts in Trumps erster Amtszeit von 2017 bis 2021. Für das Treffen von US-Finanzminister Scott Bessent und dem US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer mit Chinas Vizeministerpräsidenten He Lifeng waren die Aussichten auf ein schnelles Ergebnis dementsprechend mau: "Sie werden an diesem Wochenende nichts klären, außer zu versuchen, festzustellen, ob es überhaupt einen Prozess geben wird und welche Tagesordnungspunkte auf dem Programm stehen werden", sagte Scott Kennedy, Experte für chinesische Wirtschaftsangelegenheiten am Center for Strategic and International Studies in Washington.
Die derzeitigen Zollschranken von über 100 Prozent gelten Experten als faktisches Handelsembargo. Als bestes Szenario in diesem frühen Stadium der Verhandlungen könnte aus Sicht der Finanzmärkte eine Senkung auf ein Niveau gelten, das den Warenverkehr in beide Richtungen ermöglicht - auch wenn damit noch immer hohe Belastungen für Unternehmen verbunden wären. "Ich gehe davon aus, dass Peking auf der gleichen 90-tägigen Zollbefreiung bestehen wird, die alle anderen Länder erhalten haben, um günstige Bedingungen für Verhandlungen zu schaffen", sagte Ryan Hass, von der Denkfabrik Brookings Institution. Durchbrüche auf Verhandlungsebene seien jedoch unwahrscheinlich: "Da die US-Entscheidungen zur Erhöhung der Zölle willkürlich getroffen wurden, kann auch eine Entscheidung zur Deeskalation der Zölle willkürlich getroffen werden."
(geschrieben von Reinhard Becker Redigiert von Hans Busemann Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)