Frankfurt, 13. Mai (Reuters) - Europas große Börsenbetreiber suchen nach Wegen aus der Flaute und buhlen im Wettbewerb mit den USA um Börsengänge. Die Deutsche Börse <DB1Gn.DE> etwa hob in den vergangenen Wochen die Vorteile einer heimischen Notierung hervor, wie aus einem Dokument hervorgeht, das an deutsche Unternehmen und IPO-Berater verteilt wurde. Darin warnt sie Firmen, die in den USA an die Börse gehen, vor einer schwachen Kursentwicklung, höheren Kosten und Klagerisiken. EU-Unternehmen mit US-Notierung zeigten am ersten Handelstag und darüber hinaus eine tendenziell schwächere Performance als die Gesamtheit der Börsenneulinge.
Auch Deutsche-Bank <DBKGn.DE>-Chef Christian Sewing sprach das Thema am Dienstag an: "Wir sollten uns auch von der Dominanz der US-Märkte nicht abschrecken lassen", sagte er in Berlin. "Kapital ist mobil, Investoren sind stets auf der Suche nach den attraktivsten Renditen und den sichersten Orten, und genau das sind die US-Märkte eben nicht immer so." Von den 130 europäischen Unternehmen, die in den vergangenen zehn Jahren ihren primären Börsenplatz in die USA verlegt haben, seien fast drei Viertel schlechter gelaufen als der europäische Markt, sagte der Manager mit Blick auf eine aktuelle Studie des Thinktanks New Financial. Das zeige deutlich, "dass wir sehr viel selbstbewusster auftreten können, dass wir unsere Vorzüge besser sichtbar machen müssen, und das nicht nur global, sondern endlich auch vor der eigenen Haustür."
Der paneuropäische Börsenkonzern Euronext <ENX.PA> plant die Neuauflage einer ähnlichen Studie. Diese soll ebenfalls die Behauptung widerlegen, dass in den USA notierte Firmen höhere Bewertungen erzielen als ihre europäischen Pendants, erklärte ein Euronext-Sprecher gegenüber Reuters. Das Unternehmen betreibt Börsen in Amsterdam, Brüssel, Dublin, Lissabon, Mailand, Oslo und Paris.
Börsen verdienen ihr Geld mit Notierungsgebühren der Unternehmen und Handelsgebühren der Broker. Um ihre Attraktivität zusätzlich zu steigern, bewirbt die Deutsche Börse die auf ihren Handelsplätzen notierten Unternehmen auf bezahlten Werbetafeln in fünf deutschen Städten. Einem Konzernsprecher zufolge soll die Werbekampagne in das Gesamtpaket von Börsengängen aufgenommen werden.
(Bericht von Charlie Conchie und Tom Sims, geschrieben von Philipp Krach Redigiert von Olaf Brenner Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)