Wiesbaden, 15. Mai (Reuters) - C ommerzbank <CBKG.DE>-Chefin Bettina Orlopp pocht im Ringen mit der italienischen Großbank Unicredit auf die Unabhängigkeit des Frankfurter Geldhauses und verbittet sich eine Einmischung. "Wir fokussieren uns (...) auf uns und auf unsere eigenständige Strategie und das ist das Wesentliche", sagte Orlopp am Donnerstag vor der Hauptversammlung in Wiesbaden der Nachrichtenagentur Reuters auf die Frage nach dem Vorgehen der Unicredit. "Ansonsten gilt natürlich, dass wir uns auch gerne auf uns fokussieren wollen, dass wir nicht irgendwie ständig Störfeuer von außen brauchen." Dies sei "das eigentlich Wichtige für uns".
Die Commerzbank ist ins Visier der Unicredit geraten, der in Deutschland bereits die HypoVereinsbank (HVB) gehört. Die Italiener sind inzwischen der zweitgrößte Commerzbank-Aktionär nach dem Bund, der rund zwölf Prozent hält. Die Europäische Zentralbank (EZB) als Aufseherin für die Großbanken hat eine weitere Aufstockung der direkten Commerzbank-Beteiligung auf bis zu 29,9 Prozent bereits genehmigt. Auch das Kartellamt gab grünes Licht für die Aufstockung. Die Commerzbank stemmt sich allerdings gegen eine Übernahme. Arbeitnehmer des Instituts demonstrierten vor der Hauptversammlung gegen das Vorgehen der Unicredit.
Unicredit-Chef Andrea Orcel hat indes immer wieder betont, dass er sein Institut bei der Entscheidung über ein Übernahmeangebot für die Commerzbank nicht unter Zeitdruck sieht. Er könne auch bis 2027 warten, hatte er erklärt. Bei einer Entscheidung komme es auch darauf an, wie ein Meinungsaustausch mit der neuen Bundesregierung ausfällt - und ob das Commerzbank-Management eine konstruktive Haltung einnehme. Orlopp machte nun klar, dass die Commerzbank im Austausch mit der neuen Bundesregierung steht. "Wir sind in regelmäßigem Kontakt mit all unseren Aktionären und wirklich allen großen Aktionären", sagte sie. "Und dazu zählt natürlich auch ganz klar der Bund, und deswegen ist es jetzt keine Überraschung, dass wir natürlich auch mit Berlin in Kontakt stehen."
(Bericht von Tom Sims und Reuters TV, bearbeitet von Matthias Inverardi, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)